Praktische Umsetzung einer No-Carb-Diät bei Krebserkrankungen

I. Der Start

Die No-Carb oder ketogene Ernährung bei Krebs wurde von manchen Medien zu einer Diät hochstilisiert, die den Krebs vollständig aushungert und heilt, was natürlich umgehend dazu geführt hat, daß viele Schulmediziner sich skeptisch dagegen gestellt haben.

Tatsache ist, daß kein seriöser Verfechter einer kohlenhydratarmen beziehungsweise -freien, also ketogenen Diät jemals behauptet hat, dies sei das ultimative Geheimnis zur vollständigen Heilung von Krebs.

Es ist ein Baustein der Krebsbehandlung, vielleicht sogar die Basis, denn unsere Ernährung ist schließlich das, was die Bausteine für die Neubildung von Zellen liefert, und zusammen mit unserem Bewegungsverhalten ist sie auch das, was den größten Einfluß auf unseren Stoffwechsel hat. Und genau deswegen kann man über die Ernährung – und damit verbunden auch über Bewegung – Einfluß darauf nehmen, wie sich gesunde und kranke Zellen verhalten.

Doch wie soll man es schaffen, ohne Brot, Müsli, Pasta und Kartoffeln zu leben? Man ist krank und soll sich obendrein auch noch kleine Freuden wie ein leckeres Stück Kuchen oder ein bißchen Schokolade versagen?

Aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund wir landläufig angenommen, Genuß sei ungesund und Gesundheit genußfrei.

Wie der Vollkornkuchen in den 80er Jahren, den unsere Eltern naserümpfend (und zu Recht) als „Brot mit Obst“ beschimpften. Der war, bei Licht betrachtet, weder lecker noch wirklich gesund. Aber es war ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung.

Heute sind wir glücklicherweise im 21. Jahrhundert angekommen, in dem es neben Mobiltelefonen auch die Erkenntnis gibt, daß Gesundheit zu den genußvollsten Dingen überhaupt gehört, die unser Planet uns bieten kann.

Mediterrane Küche gilt als eine der gesündesten der Welt, und wer hat schon einmal einen Südfranzosen, Italiener oder Kreter beim Essen leiden sehen?

Wir sind lediglich auf ein falsches Bild von Genuß geprägt.

Wäre fettes süßes Essen der höchste Genuß, wären alle dicken, von Diabetes, Gicht, Arhtritis und Bluthochdruck geplagten Menschen die glücklichsten Menschen der Welt.

Sind sie aber nicht.

Schokolade oder vielleicht auch einen Hamburger essen sorgt für kurzfristige Glücksmomente, doch wir alle wissen, daß die nicht von Dauer sind.

Da unser Essen meistens sehr kohlenhydratlastig ist und den Blutzucker- und Insulinspiegel rasch ansteigen läßt, entwickeln wir immer wieder neuen Heißhunger auf noch mehr kohlenhydrathaltige Lebensmittel, weil das viele Insulin in unserem Blut beschäftigt werden will. Und das geht eben nur über Zucker.

Zu allem Überfluß sind wir in der Regel auch darauf geprägt, uns mit Süßem zu trösten, seit die wohlmeinenden Mütter oder Großmütter uns beigebracht haben, daß ein aufgeschürftes Knie mit einer Dosis Schokolade gleich viel weniger weh tut.

Und hier ist nun die eigentliche Arbeit, die wir scheuen, obwohl sie in Wirklichkeit ganz einfach ist.

Wir müssen unseren Stoffwechsel umerziehen, damit er nicht mehr unablässig Zuckernachschub fordert und aufhört, Heißhungerattacken hervorzurufen, und wir müssen lernen, uns mit anderen Dingen zu trösten als mit Schokolade.

Und wir können lernen, daß Genuß nicht mit viel Zucker und künstlichen Aromen zusammenhängt, sondern daß der natürliche Eigengeschmack von Nahrungsmitteln, Kräutern und Gewürzen um vieles leckerer ist als das, was aus dem Reagenzglas der Lebensmitteltechniker kriecht.

Das alles funktioniert, und wenn man den Bogen einmal heraus hat, funktioniert es sogar viel besser als das, worauf wir heutzutage geprägt sind.

Wie also anfangen?

Wenn Sie unsicher sind, ob eine Umstellung auf eine ketogene No-Carb-Ernährung wirklich sinnvoll ist, sollten Sie auf jeden Fall den sogenanntem EDIM-TKTL1-Bluttest machen. Fällt er positiv aus, wissen Sie sicher, daß Ihre Krebszellen von Verbrennung auf Vergärung umgeschaltet haben und ihre Versorgung von Zucker abhängig ist. Es ist also auf jeden Fall sinnvoll, die Kohlenhydratzufuhr so weit wie möglich einzuschränken und dem Krebs auf diese Weise seine Versorgungsbasis zu entziehen, statt ihn weiter zu füttern. Damit wird man ihn nicht komplett „aushungern“ können, doch man kann sein Wachstum hemmen oder sogar zum Stillstand bringen und ihn so weit schwächen, daß er besser angreifbar ist.

Zugleich wird die gesunde Körpermasse geschützt, was extrem wichtig ist, denn das besonders Gefährliche an Krebs ist, daß er, um für sein Wachstum Energie zu beziehen, den Rest des Körpers schwächt. Durch eine ketogene Ernährung kann nachgewiesenermaßen die Muskelmasse des Körpers nicht nur geschützt, sondern sogar wieder aufgebaut werden, wenn der Abbau schon begonnen hat.

Der Körper benötigt eine Umgewöhnungszeit, wenn er sich von Zucker- auf Ketonkörperverbrennung umstellen soll.

Man hat hier zwei Möglichkeiten:

Entweder, man springt ins kalte Wasser und ißt von heute auf morgen nur noch genau 1 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht am Tag und ansonsten nur Fett und Eiweiß, oder man reduziert die Kohlenhydratmenge schrittweise, bis man bei nur noch 1 g Kohlenhydrate pro Tag und Kilogramm Körpergewicht angekommen ist.

Natürlich ist es bei bereits vorliegender Krebserkrankung von Vorteil, so schnell wie möglich weitgehend ohne Kohlenhydrate auszukommen.

Doch auch Streß ist ein Faktor, der sich nicht gut auf Krebs auswirkt, und daher sollte man alles vermeiden, was größeren Streß auslöst. Und wenn eine abrupte radikale Ernährungsumstellung Streß auslöst, treibt man nur den sprichwörtlichen Teufel mit dem Beelzebub aus.

An allererster Stelle der Ernährungsumstellung sollte man sich folgendes auf die Fahne schreiben:

Gesundheit ist nichts, was man durch Verbissenheit erlangt, sondern durch Freude. Seine Ernährung auf eine Anti-Krebs-Diät umzustellen ist keine Strafe von oben, sondern eine Herausforderung, ein Abenteuer. Es stellt uns vor Fragen, die wir uns vielleicht noch nie gestellt haben, und gibt uns die Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken.

Stellen Sie es sich so vor: Sie haben einmal irgendwo Koreanisch gegessen, und es war so gut, daß Sie es unbedingt nachkochen wollen. Doch dazu benötigen Sie Zutaten, die hier nicht üblich sind und die man einfach nicht an jeder Ecke findet. Doch Sie scheuen keine Mühe und keinen Erfindungsreichtum, um genau diese Zutaten, die so gut geschmeckt haben, zu finden.

Das war ein Abenteuer, das Spaß gemacht hat.

Genau so und nicht anders ist es, wenn man sich auf eine kohlenhydratarme beziehungsweise fast -freie Ernährung umstellt.

Es ist auch insgesamt gesehen nicht teurer, weil man viel Industriemüll, für den man zuvor Geld ausgegeben hat, einfach nicht mehr kauft.

„Junk“ bedeutet „Müll“. „Junkfood“, also das, was uns als Fertiggerichte, im Schnellimbiß oder im Süßigkeitenregal angeboten wird, ist schlicht Müll, der nicht zum Verzehr gedacht ist, auch wenn die Industrie uns das mit Hilfe von Geschmacksstoffen und Zucker vorgaukelt.

Beginnen Sie damit, einmal aufzuschreiben, was Sie normalerweise essen und trinken, vom Frühstück bis zum Abendessen. Also auch das, was man so zwischendurch einmal nascht. Einen gesüßten Kaffee. Einen Keks. Ein Bonbon. Eine Banane. Was auch immer.

Das ist nur für Sie bestimmt, um zu sehen, wo überall sich in Ihrer täglichen Ernährung Kohlenhydrate verstecken.

Und dann ermitteln Sie, wie viele Kohlenhydrate da zusammenkommen.

Dafür gibt es beispielsweise Datenbanken im Internet, die einem genau ausrechnen, wie viele Kohlenhydrate, Fette und Eweiße man zu sich genommen hat (z. B. www.naehrwertrechner.de).

Über den Daumen gepeilt können Sie aber auch schon abschätzen, daß eine 40 g Scheibe Vollkornbrot ungefähr 16 g Kohlenhydrate hat. Bei einem Körpergewicht von 60 kg dürfte man also etwa 3 1/2 Scheiben essen.

Damit hat man nun alle Kohlenhydrate für einen Tag aufgebraucht – aber man ist vermutlich weder sonderlich satt geworden noch hat man dadurch den täglichen Bedarf an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen abgedeckt, der gerade bei einer Krebserkrankung essentiell wichtig ist, um den Körper optimal zu unterstützen.

Betrachtet man nun diese 3 1/2 Scheiben Vollkornbrot, stellt man vermutlich fest, daß man mit allem, was man über den Tag verteilt zu sich nimmt, die Menge von 1 g Kohlenhydraten pro Kilogramm Körpergewicht weit überschreitet.

Wenn Sie also einen Überblick darüber haben, wie hoch Ihr Kohlenhydratkonsum an einem durchschnittlichen Tag ist, überlegen Sie sich, worauf Sie nur schwer verzichten könnten und was Sie besonders gern essen.

Wie gesagt, es geht nicht um Verzicht! Es geht um Maximierung des gesundheitlichen Nutzens und des Genusses und Minimierung des gesundheitlichen Schadens.

Statt nun also den Rotstift anzusetzen und drei Viertel von dem, was auf dem Teller glücklich macht, zu streichen, werden wir lieber kreativ und ersetzen das, was nicht gut ist, durch etwas Besseres, das mindestens ebenso gut schmeckt.

Wenn Sie also sagen, Frühstück ohne Brot geht gar nicht, dann müssen Sie sich ganz einfach ein kohlenhydratarmes Brot basteln. Wie? Aus kohlenhydratarmen Mehlen. Es gibt mittlerweile sogar Fertigmischungen für sehr kohlenyhydratarmes Brot. Viel Arbeit? Nein. Einfach auf Vorrat gleich etwas mehr backen und portionsweise ab ins Gefrierfach!

Bei kohlenhydratarmen Backmischungen sollte man allerdings darauf achten, daß sie kein Weizengluten enthalten. So schön dies auch zum Backen ist, für den menschlichen Organismus ist es kaum geeignet, da es zu den am schlechtesten verwertbaren Eiweißen gehört und zudem ein extrem hohes allergenes Potential hat.

Gesüßter Kaffee oder Tee müssen unbedingt sein? Auch das geht. Erythritol und Xylitol sind Alternativen, die wie Zucker verwendet werden können, auch in Backwaren, und nach derzeitigem Kenntnisstand keine schädlichen Wirkungen auf den Körper haben (siehe: Kohlenhydrate in der Anti-Krebsernährung).

Recht einfach ist das Mittagessen: Stärkearmes Gemüse, Fett, Eiweiß. Einfach die Stärkebeilagen weglassen. Geht in Tausenden von Varianten, geht auch zum Mitnehmen, und schmeckt immer. Vor allem macht es wesentlich satter und zufriedener, wenn man die Kohlenhydratbeilagen wegläßt. Sogar das Mittagstief wird dann weniger tief oder bleibt sogar ganz aus.

Dies soll nur oberflächlich veranschaulichen, daß die Hürden nicht so hoch sind, wie man vielleicht zunächst denkt. Im Gegenteil, die Möglichkeiten sind nahezu endlos, wenn man einmal den ausgetretenen Pfad der Gewohnheit verlassen hat.

Um sich schrittweise in eine No-Carb-Ernährung einzufinden, kann man über einen Zeitraum von zwei Wochen nach und nach die Kohlenhydrate in der Ernährung gegen etwas anderes austauschen.

Am einfachsten ist es, mit dem Mittagessen – oder eben der Hauptmahlzeit – zu beginnen. Wichtig ist, genügend Fett dabei zu integrieren. Das klingt zunächst erschreckend, weil wir anders geprägt sind, doch eine Mahlzeit, die nur aus einem mageren Putenschnitzel oder Tofu und fettfreiem Salat besteht, ist weder befriedigend noch hält sie länger satt. Der Körper braucht Fett, um sich daraus Ketonkörper zum Verbrennen zu bauen, sonst verschwendet er das aufgenommene magere Eiweiß, um daraus Glucose zum Verbrennen zu gewinnen. Dann fehlen dem Körper die Baustoffe aus den Proteinen, weil die ja zum Verbrennen benötigt wurden, und der Organismus hat keine Chance, in eine fettverbrennende Ketose zu gelangen.

Die Elemente einer No-Carb-Ernährung finden sich im Kapitel „Elemente einer kohlenhydratarmen Ernährung“.

Hier muß man sich heraussuchen, welche dieser Elemente man tatsächlich zu sich nehmen kann und will.

Wie bereits gesagt, gibt es, abgesehen von industriell denaturierten Produkten, nicht eigentlich „böse“ oder „schlechte“ Lebensmittel. Weder Fleisch noch Fisch, Eier, Tofu oder Milchprodukte sowie naturbelassene Pflanzenfette und -öle sind an und für sich schlecht, wenn sie in ihrem ursprünglichen, natürlichen Zustand sind und man sie verträgt und mag.

Wenn man für sich geklärt hat, welche der in den Kapiteln „Gesunde Eiweißquellen“ und „Gesunde Fettquellen“ genannten Eiweiße und Fette man zu sich nehmen kann und will, kann man beginnen, damit und mit stärkearmem Gemüse und zuckerarmem Obst nach und nach die Kohlenhydrate in sämtlichen Mahlzeiten des Tages zu ersetzen, bis man schließlich bei dem angestrebten einen Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht und Tag angelangt ist.

Wer wirklich ganz sicher sein will, ob er in die Ketose gekommen ist, kann dies mittels Teststreifen im Urin nachmessen.

In den ersten beiden Wochen einer kohlenhydratfreien Ernährung, wenn der Körper beginnt, sich auf eine Ketose umzustellen, kann man sich müder fühlen als sonst.

Keine Panik! Sobald die Umgewöhnung abgeschlossen ist, fühlen die meisten Menschen sich sogar wacher und leistungsfähiger als vorher.

Ein weiterer wichtiger Punkt hierbei ist die Bewegung.

Es ist längst eine schulmedizinisch anerkannte und bestätigte Tatsache, daß Sport neben der Ernährung eine der wirksamsten Waffen gegen den Krebs ist. Regelmäßiger Ausdauersport (jeden Tag wenigstens eine halbe Stunde locker joggen, walken oder stramm spazierengehen) und mäßiger Kraftsport haben in etwa den gleichen Effekt wie eine kohlenhydratfreie Ernährung. Der Körper kommt effektiver in eine Fettverbrennung, baut mehr Muskeln auf, das Immunsystem wird gestärkt, und die Laune steigt ebenfalls.

Daher wird empfohlen, daß auch Krebspatienten, die sich schwach fühlen, sich so viel wie möglich bewegen. Nebenwirkungen invasiver Krebstherapien werden dadurch gemindert, Fatigue wird besser, und auch hier verbessert sich die Stimmung erheblich.

Fortsetzung folgt mit Praktische Umsetzung einer No-Carb-Diät bei Krebserkrankungen II: Ketogene Ernährung im Alltag

Heilung und Prävention aller Krebsarten. Dr. H. Clark. 782 S. >

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