Praktische Tips zur Zuckerentwöhnung Teil 2: Schritt für Schritt aus der Zuckerfalle

Zuckerentwöhnung Teil 2: Schritt für Schritt aus der Zuckerfalle

Nun können Sie natürlich ganz einfach radikal Ihre Ernährung von heute auf morgen komplett auf zuckerfrei und low-carb umstellen.

Das ist weniger schwierig als man zunächst denken mag (siehe Praktische Umsetzung einer No-Carb-Ernährung).

Sie brauchen auch nicht sofort auf eine ketogene No-Carb-Ernährung umzusteigen, wo Sie jedes Kohlenhydrat aus Obst und Gemüse zählen, sofern Sie nicht eine Ernährung benötigen, mit der Sie einem vorhandenen Krebs das Futter entziehen

Die Erfahrung hat gezeigt, daß ein einfacher Verzicht auf Zucker und stärkehaltige Kohlenhydrate wie Brot, Kartoffeln, Reis und Nudeln erstaunlich schnelle Erfolge zeigt: Die Menschen fühlen sich besser, der Süß-Hunger verschwindet, und wenn man nach drei Wochen etwas „normal“ Gesüßtes wie etwa Ketchup probiert, mag man es nicht mehr, weil es einfach zu süß ist.

Zudem stellen viele Menschen fest, daß alle möglichen gesundheitlichen Problemchen und Zipperlein plötzlich verschwinden, wenn sie einmal auf Brot verzichten.

Der Optimalfall also wäre, die Ernährung so umzustellen, daß der tägliche Speiseplan aus Gemüse, etwas Obst (keine Bananen und kein Trockenobst!), gutem Eiweiß und guten Fetten besteht.

Angenommen, Sie sind omnivor, könnte Ihr Speiseplan ungefähr so aussehen:

Zum Frühstück eine Portion Bio-Joghurt oder -Quark mit Leinöl, gehackten Nüssen und Beerenobst oder, wenn Sie lieber würzig frühstücken, ein Gemüseomelette oder Tomate mit Mozzarella.

Zum Mittagessen ein bunter Salat mit Nüssen, ein paar Kidney-Bohnen (kein Zuckermais) und einer Eiweißeinlage wie etwas gegarter Putenbrust, Schafmilch-Feta, gebratenem Tofu, Thunfisch usw. mit einem ungesüßten Olivenöl-Dressing.

Zum Abendessen eine große Portion Gemüse mit einer weiteren Eiweißbeilage nach Wahl.

Wenn Sie eine Zwischenmahlzeit benötigen, essen Sie einen Apfel mit ein paar rohen Nüssen und Mandeln, oder versuchen Sie einmal eine Karotte mit naturbelassenem Erdnußmus. Oder mixen Sie sich eine kalte Gemüsesuppe aus einem Stück Gurke, Paprika, Tomate und Olivenöl, gewürzt mit einem Teelöffel Miso und Tabasco, werfen Sie ein paar Oliven hinein und machen Sie geistig einen Kurzurlaub in Spanien.

Für die meisten Menschen jedoch ist die Hürde, dies im Alltag umzusetzen, recht hoch, vor allem, wenn man daran gewöhnt ist, viele fertige Produkte zu nutzen.

Also gehen Sie es streßfrei an und machen Sie einen Schritt nach dem anderen.

Der erste Schritt ist nun, Produkte mit verstecktem Zucker aus der Ernährung zu verbannen und sich mit ein paar kleinen Tricks auf eine Ernährung umzustellen, bei der größere Schwankungen des Blutzucker- und Insulinspiegels vermieden werden.

Also weg mit der Leberwurst, die Zucker und Vanillin enthält (Vanillin verstärkt das „Suchtempfinden“, das der Zucker auslöst, noch weiter), und natürlich weg mit gesüßten Milchprodukten, Cerealien und auch Brot, das Rübensirup und Malzextrakt enthält.

Wenn Sie zunächst nicht auf Brot verzichten wollen, ist das okay. Sofern Sie nicht aus gesundheitlichen Gründen, etwa bei schon festgestellter Insulinresistenz oder einer Krebserkrankung, wirklich dringend so viele Kohlenhydrate wie möglich weglassen sollten, können Sie Ihr Brot beibehalten – unter gewissen Vorbehalten:

Vermeiden Sie auf jeden Fall für eine gewisse Zeit Weizenprodukte. Weizen hat ein wesentlich höheres „Suchtpotential“ als andere Getreide.

Suchen Sie sich möglichst ein Bio-Vollkornbrot aus Dinkel, Roggen, Emmer, Einkorn oder Kamut, dem kein Zucker zugesetzt wurde, also auch kein Malzextrakt, Rübensirup oder sonst eine der im vorigen Kapitel genannten Zuckerformen.

Essen Sie Brot nicht zum Abendessen. Je weniger Kohlenhydrate abends verzehrt werden, desto besser. der Insulinspiegel sollte abends nicht in die Höhe getrieben werden. Essen Sie Salat oder Gemüse, gutes Fett und Eiweiß, kein Brot (und auch keine Kartoffeln, Nudeln und Reis).

Wenn Sie mit Brot frühstücken, verzichten Sie auf Marmelade, Honig oder Schoko-Aufstrich. Belegen Sie Ihr Brot würzig und essen Sie dazu eine Birne oder einen Apfel, oder welches Obst gerade Saison hat und Ihnen schmeckt, oder versuchen Sie einmal naturbelassenes Nußmus. Nußmuse sind von Natur aus leicht süßlich.

Verzichten Sie auf jeden Fall auch auf Müsli (auf gesüßte Cerealien sowieso). Eine Scheibe Vollkornbrot mit Quark und ein paar Beeren oder ein paar Schnitzen Papaya ist eine bessere Alternative, wenn es unbedingt etwas Süßes sein muß.

Auch wenn es bequem ist, essen Sie in der Mittagspause kein Sandwich, Butterbrot oder belegtes Brötchen. Nehmen Sie von zu Hause einen Salat aus etwas gekochtem Quinoa, Gemüse, gekochtem Ei usw. mit. Oder aus gekochten Linsen oder Bohnen, Gemüse, Ei, Käse, Fleisch, Tofu, Fisch – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Benutzen Sie nur kein gesüßtes Fertigdressing und achten Sie darauf, daß der Anteil an Vollkornreis, Hirse oder Quinoa eher gering ist (zwei gehäufte Eßlöffel reichen vollkommen).

Falls Sie gewohnheitsmäßig zur Dönerbude gehen und das wirklich zunächst einmal nicht aufgeben wollen, nehmen Sie eine Frischhaltedose und eine Gabel mit und lassen Sie den Inhalt des Döners statt in ein Fladenbrot in diese Dose packen. Das Brot ist nur eßbare Verpackung, die der Körper nicht benötigt.

Achten Sie vor allem auch darauf, regelmäßig zu essen und keine Mahlzeiten auszulassen, so daß keine Heißhunger-Anfälle auftreten können.

Es ist unter Gelehrten strittig, was besser ist: Drei große Mahlzeiten ohne Zwischenmahlzeiten oder fünf kleinere Mahlzeiten.

Aus der Erfahrung habe ich festgestellt, daß es grundsätzlich besser ist, drei große Mahlzeiten zu sich zu nehmen und nach jedem Essen vier bis fünf Stunden nichts mehr zu essen, um dem Verdauungsapparat die Möglichkeit zu geben, alles in Ruhe zu verdauen, bevor die nächste Ladung kommt. Auch zwischendurch zu snacken, wenn man eigentlich nicht hungrig ist, ist nicht sinnvoll.

Am besten ist es, nur dann zu essen, wenn man wirklich hungrig ist, nicht dann, wenn man Appetit hat.

Probieren Sie aus, wie es sich anfühlt, wirklich hungrig zu sein. Nicht total verhungert und unterzuckert, so daß man das Nächstbeste verzweifelt in sich hineinstopft, sondern warten Sie einmal, bis Sie deutlich merken, daß Sie Hunger haben, und essen Sie dann eine normale Mahlzeit. Warten Sie nach dem Ende der Mahlzeit zwanzig Minuten und erspüren Sie, wie es sich anfühlt, satt zu sein.

Wenn Sie Kartoffeln essen, kochen Sie sich am besten Pellkartoffeln und lassen sie vor dem Verzehr komplett abkühlen. Die Stärkemoleküle der Kartoffeln werden durch das Kochen in sehr kleine Bestandteile zerlegt, so daß sie im Körper sofort in reinen Zucker umgewandelt werden. Mit dem Ergebnis, daß man schnell wieder Hunger und vor allem auch Lust auf Kohlenhydrate und Süßes bekommt. Läßt man die Kartoffeln nach dem Kochen jedoch zuerst vollständig abkühlen, verkleben die Stärkemoleküle wieder zu längeren Ketten, die weniger schnell vom Körper zu Zucker abgebaut werden.

Wenn Sie daran gewöhnt sind, nachmittags zwischendurch Kuchen oder Plätzchen zu essen, verbieten Sie sich das nicht Knall auf Fall. Es geht nicht darum zu leiden, sondern genießen zu lernen.

Das ist der zweite Schritt: das Süß-Empfinden herunter zu schrauben.

Tun Sie sich den Gefallen, sich die Mühe zu machen, gekaufte Süßigkeiten durch selbst hergestellte zu ersetzen. Das klingt unbequem, ist es aber nicht. Im Gegenteil – man kann großen Spaß daran entwickeln und sehr kreativ werden – ohne gleich einen Laden für Konditoreibedarf aufkaufen zu müssen.

Besorgen Sie sich Zuckeralternativen wie Xylit, Erythrit und Stevia. Keine künstlichen Süßstoffe. Ich weiß, Sie denken jetzt entgeistert, daß Xylit, Eryhtrit und Stevia ruinös teuer sind im Vergleich zum spottbilligen Zucker. Wenn man jedoch gelernt hat, dies nur sparsam zu verwenden, und wenn man kein Geld mehr für gesüßte Fertigprodukte ausgibt, ist der Unterschied nicht wirklich groß. Zumal es ja auch darum geht zu lernen, daß Süßigkeiten, Kuchen und Kekse kein Mahlzeitenersatz sind, den man in großer Menge zu sich nimmt.

Mittlerweile gibt es in den meisten Supermärkten Mischungen aus Erythrit und Stevia, die man 1:1 wie Zucker beim Backen verwenden kann. Vermeiden Sie „Tafelsüße“, die aus einer Fruchtzuckerlösung mit Stevia besteht, und vermeiden Sie auch „Streusüße“ aus Maltodextrin mit Stevia.

Wenn Sie Plätzchen kaufen, ist die Gefahr recht groß, daß es nicht bei einem Genuß-Plätzchen bleibt. Selbst gemachte Plätzchen mit reduzierter Süße reduzieren auch das Suchtpotential. Außerdem kann man auf diese Weise sein Süßempfinden schrittweise herunterschrauben.

Beginnen Sie nicht mit komplizierten Dingen, sondern machen Sie einfache Rezepte. Nehmen Sie ein Rezept für eine geringe Menge Kekse oder einen kleinen Kuchen, ersetzen Sie weißes Weizenmehl durch Dinkelvollkornmehl, benutzen Sie eine Mischung aus 1/3 rohem Rohrzucker und 2/3 Erythrit mit Stevia statt weißem Zucker und reduzieren Sie die angegebene Zuckermenge um einen Eßlöffel.

Und beim nächsten Mal reduzieren Sie die Menge um zwei Eßlöffel. Beim dritten Mal um drei Eßlöffel.

Irgendwann sind Sie bei der Hälfte der ursprünglichen Süße angekommen und haben es kaum bemerkt.

Wenn Sie an süße Vollmilchschokolade gewöhnt sind, versuchen Sie nicht, sofort auf 70%ige Bitterschokolade umzusteigen.

Gewöhnen Sie sich schrittweise an weniger Süße: Beginnen Sie mit dunkler Vollmilchschokolade, und arbeiten Sie sich dann allmählich von 50%iger Schokolade zu 60%iger, 65%iger und dann schließlich 70%iger.

Achten Sie darauf, nur Schokolade ohne Vanillin zu kaufen, denn Vanillin verstärkt das durch Zucker ausgelöste Suchtempfinden.

Wenn Sie an gesüßte Limonaden oder auch Fruchtsäfte in größerer Menge gewöhnt sind, steigen Sie zunächst von Limonade auf Direktsaft um, und beginnen Sie dann schrittweise, den Saft zu verdünnen. Zuerst 4/5 Saft und 1/5 Wasser, dann 3/5 Saft und 2/5 Wasser und so weiter. Auf diese Weise gewöhnen Sie sich allmählich daran, Wasser anstelle von Limonade und Säften zu trinken.

Wenn Sie es nicht schon tun, gewöhnen Sie sich grundsätzlich daran, viel Wasser zu trinken, und zwar kohlensäurefreies Wasser.

Falls Sie gesüßten Kaffee oder Tee trinken, reduzieren Sie auch hier die Süßungsmittelmenge allmählich – egal, ob Sie bisher Zucker, Süßstoff oder sonstige alternative Süßungsmittel verwendet haben. Verwenden Sie Xylit oder Erythrit statt Zucker oder Süßstoff im Kaffee und versuchen Sie Stevia im Tee.

Experimentieren Sie beim Kochen mit flüssigem Stevia. In Salatdressings stört das eventuell leicht lakritzige Aroma nicht, und auch mit säuerlichen Früchten harmoniert es sehr gut.

Konzentrieren Sie sich auf die Aromen. Nicht auf die Süße, sondern auf die Aromen.

Wenn Sie Schokolade essen, lassen Sie ein Stück langsam im Mund zergehen, statt es halb gekaut herunter zu schlingen. Genießen Sie das unbeschreibliche, volle Kakao-Aroma, den Hauch Vanille. Schmecken Sie nach, ob der Kakao eine fruchtige Note hat, eine säuerliche oder eine dunkle, malzige.

Essen Sie langsam und bewußt: Sobald Sie merken, daß Sie Essen herunter schlingen, schalten Sie ein paar Gänge zurück und kauen gründlich und bewußt und konzentrieren sich auf das Aroma dessen, was Sie zu sich nehmen.

Falls das nicht klappt, essen Sie im Moment vermutlich gerade nicht zur Hungerstillung, sondern aus einem Grund, der eigentlich nichts mit Essen zu tun hat.

Und hier sind wir beim zweiten Schritt.

Treten Sie in Dialog mit ihrem Körper und finden Sie heraus, ob er Hunger hat. Wenn nicht, fragen Sie Ihr Gefühl, was gerade anliegt, weshalb Sie unbedingt etwas essen wollen, das der Körper gar nicht benötigt.

Seien Sie vor allem bitte wirklich ehrlich zu sich selbst – es geht um Sie, nicht darum, sich vor irgendeiner urteilenden Instanz zu rechtfertigen: Ganz egal, wie sehr man es sich schön redet, es ist nicht normal, ein komplettes Glas Nutella auf einmal zu verputzen. Ich kenne Frauen, die mir weismachen wollen, sie bräuchten das ab und zu, um glücklich zu sein, und sie fänden das okay.

Doch sie finden es nicht okay. Sie sind nämlich nicht mit ihrem Gewicht und mit ihrer Figur zufrieden, und insgeheim ärgern sie sich, wenn sie tatsächlich schon wieder das gesamte Glas Nutella vernichtet haben.

Vor allem aber weiß ich, daß diese Frauen eben grundsätzlich nicht glücklich sind. Nicht vor und nicht nach dem Glas Nutella. Das hat nur als vorübergehendes Trostpflaster oder Antidepressivum hergehalten und auch gewirkt: Für einen Moment war das Belohnungszentrum befriedigt.

Doch das Grundproblem bleibt, und hinterher ist der geheime Frust noch größer, weil erstens das Grundproblem immer noch da ist und man zweitens schon wieder einen Schritt auf den nächsten Ersatzreifen um die Hüften zu gemacht hat.

Wie gesagt, es geht nicht darum, daß Sie jetzt ihre Antworten an ein Institut schicken, das Ihnen daraufhin naserümpfend mitteilt, Sie sollten sich mal einen guten Therapeuten suchen.

Das kann manchmal hilfreich sein, aber da Essen heutzutage tatsächlich für beinahe jeden von uns Kopfsache geworden ist, werden Sie meistens auch ohne Therapeuten Ihren persönlichen Weg durch den Ernährungsdschungel und die Stolperfallen der Industrie und unseres Unterbewußtseins finden.

Es geht vor allem darum, daß Sie überhaupt eine Antwort darauf finden, wieso all diese fantastischen Theorien mit der Ernährungsumstellung und „der Körper gewöhnt sich dann schon an ein gesundes Eßverhalten“ bei Ihnen nicht funktionieren.

Auch dies ist selten so schwierig wie es erscheint. Sie müssen nur ein bißchen Detektiv spielen.

Extrem hilfreich ist es, Sport zu treiben – insbesondere regelmäßige Bewegung an der frischen Luft hilft nicht nur, das Körperempfinden zu verbessern und ein normales Hunger- und Sättigungsgefühl zu entwickeln, sondern sie ist auch gut für den Kopf.

Für manche Streß-Esser ist Sport bereits die Lösung ihres Problems: Joggen, Walken oder strammes Spazierengehen kurbeln nicht nur den Stoffwechsel an, sondern helfen, Streß abzubauen und wirken sogar antidepressiv.

Und selbst wenn das nicht die endgültige Lösung ist, wird es dennoch aus den oben genannten Gründen bei der Lösung helfen: Man fühlt sich besser, und das ist ein guter Anfang.

Nehmen wir also an, Sie haben Ihr grundsätzliches Eßverhalten so verändert, daß Ihr Blutzuckerspiegel den ganzen Tag in recht guter Balance ist. Sie haben keine Mangelerscheinungen, haben Ihr Süßempfinden heruntergeschraubt und treiben Sport.

Trotzdem haben Sie regelmäßig Heißhunger auf Süßes, der nicht durch Karotten, ein Stück Bitterschokolade, Laufen oder guten Willen zu besänftigen ist.

Dann begeben Sie sich auf Ursachenforschung.

Finden Sie heraus, unter welchen Umständen und in welchen Situationen Sie diesen Heißhunger haben.

Was empfinden Sie?

Jaja, Heißhunger auf Süßes, schon klar, aber was noch? Haben Sie Langeweile, sind müde, gestreßt, genervt, haben Angst vor etwas? Wollen Sie sich wegen irgendetwas trösten?

Was würden Sie vielleicht lieber wollen?

Hier ein paar Beispiele für Gründe, weshalb man zu Süßigkeiten greift, obwohl man sie eigentlich gar nicht essen will, wenn man einmal ehrlich zu sich selbst ist. Nehmen Sie sich Stift und Papier und schreiben Sie auf, welche davon auf Sie zutreffen.

  1. Süßes tröstet: Es gibt nichts, was nicht durch ein Stück Schokolade oder Eiscreme mit warmer Karamellsauce usw. behoben werden könnte.

  2. Sie belohnen sich mit Süßem.

  3. Sie essen Süßes, wenn Sie bei der Arbeit nicht weiterkommen oder etwas vor sich herschieben, sozusagen als Lückenfüller in einem Anfall von Aufschieberitis.

  4. Sie essen Süßes, um Leere zu füllen, wenn Sie allein sind oder sich langweilen.

  5. Sie essen Süßes, wenn Sie nervös oder aufgeregt sind oder sich Sorgen machen: Schokolade ist ja Nervennahrung, wie schon Mama sagte.

  6. Sie essen Süßes, wenn Sie ein schlechtes Gewissen haben, weil sie irgendetwas nicht gemacht haben oder glauben, etwas falsch gemacht zu haben.

  7. Sie essen Süßes, weil Sie aufgehört haben zu rauchen.

  8. Sie essen Süßes, weil Sie es dürfen: Als Kind durften Sie nicht, aber nun sind Sie erwachsen und dürfen es, also tun Sie es.

  9. Sie fühlen sich unzufrieden und stöbern durch ihren Vorrat oder die Süßigkeitenregale im Supermarkt, auf der Suche nach etwas, das Sie jetzt zufriedenstellen würde.

  10. Sie essen in der Öffentlichkeit nur gesunde Sachen und verkneifen sich alle Süßigkeiten, damit niemand Ihr Eßverhalten kritisiert, aber wenn Sie dann endlich allein sind, stopfen Sie sich mit den Süßigkeiten voll, die Sie sich zuvor verkniffen haben.

Falls Ihnen andere Gründe einfallen, weshalb Sie zu Süßigkeiten greifen, schreiben Sie sie auf.

Dann beantworten Sie sich noch folgende Fragen:

Welchen Nutzen haben Sie, wenn Sie Süßigkeiten (in großer Menge) essen?

In welchen speziellen Situationen greifen Sie zu Süßigkeiten?

Wenn Ihnen aus dem Stegreif keine speziellen Situationen einfallen, beobachten Sie sich ein paar Tage lang und schreiben Sie Ihre Beobachtungen auf (und nicht vergessen: niemand außer Ihnen sieht, was Sie da aufschreiben!).

Haben Sie nun diese Fragen beantwortet, vertiefen Sie Ihre kriminalistischen Ermittlungen und graben einmal in der Vergangenheit: Können Sie sich erinnern, wann Sie damit begonnen haben, viele Süßigkeiten zu essen? Und können Sie sich daran erinnern, wann Sie begonnen haben, Süßigkeiten aus den oben genannten Gründen zu essen?

Schreiben Sie alles auf, was Ihnen im Zusammenhang mit Süßigkeiten in ihrem Leben einfällt.

Und wenn Sie das dann durchlesen und betrachten, stellen Sie vermutlich fest, daß es gar nicht wirklich um Süßigkeiten geht.

Zugegeben, es ist einfacher, auf Süßes zurückzugreifen, wenn es einem schlecht geht oder wenn man Streß hat, als irgendeine andere Strategie anzuwenden, um mit dem Problem umzugehen. Eine Tafel Schokolade ist zunächst wesentlich netter als eine Runde Joggen bei Nieselregen.

Schokolade ist auch zunächst eine bessere Akut-Hilfe bei weitreichenderen Themen (den Job, die Ehe, das Verhältnis zur Schwiegermutter usw. zu verändern, ist schon eine größere Baustelle, die man gern mit einem süßen Moment verdrängt).

Aber eben immer nur für einen kurzen Moment. Der Job, der Ehepartner, die Schwiegermutter oder der Chef ist dann immer noch ein rotes Tuch, das morgen vermutlich erneut eine Tafel Schokolade erfordert.

Wenn Sie den Themen auf die Spur gekommen sind, die Sie dazu bringen, Zuflucht zu Süßem zu nehmen, packen Sie die Themen an.

Das geht nicht immer von heute auf morgen. Und manche Themen kann man vielleicht auch nicht wirklich so lösen, daß man hundertprozentig zufrieden ist.

Doch gehen Sie es trotzdem an. Manchmal ist wenig besser als nichts – und man fühlt sich immer besser, wenn man etwas tut, als wenn man leidet und nur die rote Lampe mit Schokolade zudeckt.

Wenn Ihnen keine Lösung für Ihr Problem einfällt, wenn Sie feststecken und absolut nicht wissen, was Sie tun sollen, oder wenn Sie einfach nicht darauf kommen, was hinter Ihrer Zuckersucht steckt, greifen Sie zu alternativen Methoden.

Eine sehr gute und einfache Methode zur Selbsthilfe gerade bei Problemen wie emotional bedingter Süßigkeiten-Abhängigkeit ist beispielsweise die sogenannte „Klopfakupressur“ EFT (Emotional Freedom Technique).

Es gibt im Internet kostenlose Anleitungen, um in kürzester Zeit sehr einfach diese äußerst effektive Technik zu erlernen. Geben Sie bei Google „EFT Klopfakupressur“ ein, und Sie erhalten eine ganze Liste brauchbarer Ergebnisse.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß dies ein wunderbar simples und wirksames Hilfsmittel ist, um sowohl akute Streß-Situationen zu bewältigen als auch längerfristig an schwierigen emotionalen Themen zu arbeiten.

Als Frau, die gerade von ihren Hormonen verlassen wird, kenne ich das Gefühl, an absolut nichts anderes als Schokoladenkekse denken zu können, ganz egal, wie viele Karotten man ißt, wie lange man joggen geht und wie vernünftig man sich sagt, daß das bloß die Hormone sind und man nicht wirklich Hunger hat. Bis jetzt habe ich genau zwei Möglichkeiten gefunden, eine solche irrationale Heißhungerattacke zu beenden: Entweder, die Schokoladenkekse zu essen, und zwar alle, oder das unsinnige Gelüst mit Hilfe von EFT wegzuklopfen. Klingt bizarr, funktioniert aber.

Obwohl der Grund für hormonelle Heißhunger-Attacken naturgemäß zunächst physischer Natur ist, spielen doch auch Emotionen dabei eine Rolle – nicht zuletzt deswegen, weil Hormone an unserer zentralen Steuerung beteiligt sind, wie die berüchtigten weiblichen Stimmungsschwankungen ja deutlich zeigen. Durch Techniken wie EFT wird Einfluß auf diese zentrale Steuerung genommen, was dann sowohl physische als auch emotionale Auswirkungen hat.

In Bezug auf unser Thema „Zuckersucht“ bedeutet dies, daß man hier zwei Hebel hat, die man gleichzeitig betätigt: Man kann unmittelbar Einfluß auf eine aktuelle Heißhunger-Attacke nehmen und diese buchstäblich wegklopfen, man hat also etwas wie ein Erste-Hilfe-Set, um den akuten Notfall ohne Schokolade zu überstehen. Aber man kann auch tiefer gehen und an die Probleme herankommen, deren Ausdruck die scheinbar unerklärliche Zuckersucht ist, das heißt, man kann das Problem bei der Wurzel packen und ausrotten.

Noch einmal zusammengefaßt also die Schritte, die aus der Zuckerfalle führen:

  • Ernährung langfristig auf eine Low-Carb-Ernährung umstellen, die für einen gleichmäßigen Blutzucker- und Insulinspiegel sorgt.

  • Zucker weitgehend aus der Ernährung hinauswerfen beziehungsweise als Gewürz verwenden und so weit wie möglich durch Süßungsmittel ersetzen, die keine negativen Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben.

  • Das Süß-Empfinden herunterfahren, so daß man mit sehr wenig Süße auskommt.

  • Sport treiben, um das Körperempfinden, den Stoffwechsel, das Immunsystem zu verbessern, Streß abzubauen und Krankheiten vorzubeugen.

  • Emotionale Gründe für nicht durch Hunger gesteuertes Süß-Verlangen aufspüren und durch gezielte Arbeit daran beheben.

    Stevia-Liquid, Konzentrat, ohne Alkohol, 50 ml

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2 Antworten zu Praktische Tips zur Zuckerentwöhnung Teil 2: Schritt für Schritt aus der Zuckerfalle

  1. marion sagt:

    Hallo,

    ein wirklich sehr interessanter Beitrag zum Thema Zuckerentzug mit vielen tollen Tipps!

    Ich war selbst auch viele Jahre lang ein Zucker-Junkie, habe den Absprung zum Glück geschafft. Ich habe meine Ernährung entsprechend umgestellt, aber auch an den emotionalen und mentalen Hintergründen meiner Zuckersucht gearbeitetet.

    Die dabei gesammelten Erfahrungen habe ich hier zusammengesfasst: http://www.inspiriert-sein.de/tag/zuckerentwoehnung_zuckersucht

    Vielleicht hilft es ja auch anderen Betroffenen.
    Liebe Grüße,
    Marion

    • Maria Metis sagt:

      Hallo Marion,
      vielen Dank für das tolle Feedback! Das wird ganz sicher anderen als Hilfe und Ermutigung dienen, sich ebenfalls auf dieses „Abenteuer“ einzulassen und es auch durchzuhalten.
      Liebe Grüße,
      Maria

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