Kaffee

Kaffee

Sind Sie Kaffeetrinkerin oder Kaffeetrinker? Oder bevorzugen Sie Tee? Oder Kakao? Oder mögen beziehungsweise vertragen Sie keines davon – oder lehnen alles ab, was Koffein oder verwandte Substanzen enthält?

Oder sind Sie verunsichert, weil Sie zwar gern Kaffee trinken würden, jedoch zu viel Negatives über Kaffeegenuß gehört haben?

Um fast kein Lebensmittel scheinen sich mehr Mythen und Märchen zu ranken als – Kaffee. Obwohl Kaffee natürlich eigentlich ein Genußmittel ist, kein Lebensmittel. Man braucht ihn ja nicht notwendig zum Leben (obwohl es auch da wieder Leute gibt, die anderer Meinung sind, aber das ist etwas anderes).

Milch und Soja mögen heiß umstritten sein, und auch hier kursieren Märchen, Spekulationen und populäre Irrtümer, aber zumindest habe ich subjektiv den Eindruck, daß Kaffee alle anderen für den menschlichen Verzehr tauglichen Produkte übertrifft.

Gerade im Angesicht bevorstehender Fest- und Feiertage fragt sich der Krebskranke, aber auch der Diabetiker, Herzkranke oder ganz einfach der gesundheitsbewußte, präventiv denkende Verbraucher, was denn nun dran ist an den heißen Diskussionen um das schwarze Getränk.

Wie bei so vielen anderen Produkten, die der Mensch seit Jahrhunderten zu sich nimmt und die in den letzten Jahrzehnten von allen Seiten kritisch beforscht, betrachtet, in Verruf geraten und wieder rehabilitiert worden sind, scheint auch für Kaffee die schlichte Regel zu gelten: So wenig industriell verändert wie möglich und in Maßen genossen – kein Problem.

Vorweg kurz zusammengefaßt das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungen, Studien und Beobachtungen: Kaffeetrinker,

die im Schnitt bis zu maximal 5 Tassen Kaffee pro Tag trinken und dabei nicht rauchen, leben offenbar länger und gesünder als Menschen, die keinen Kaffee trinken.

Als leidenschaftliche Kaffeegenießerin bin ich geneigt, rustikal zu sagen: Leute, wenn Ihr ihn mögt und vertragt, genießt Euren Kaffee und macht Euch nicht verrückt.

Aber wir wollen natürlich sachlich bleiben und alle Seiten der braunen Bohne beleuchten.

Zentrale Frage in einem Krebsblog ist naturgemäß: Wie sieht es aus mit Kaffee und Krebs? Ist er nun krebserregend oder nicht? Wirkt er sich in irgendeiner Form negativ auf meinen Organismus aus, so daß ich mein Krebsrisiko erhöhe oder irgendein System schwäche, das dringend funktionsfähig sein sollte, wenn ich mich gegen einen bereits bestehenden Krebs wehren will?

Gleich der erste Punkt hat bereits Widersprüche hervorgebracht. Langzeitbeobachtungen und Vergleiche von Studien haben nämlich ergeben, daß regelmäßiger Kaffeekonsum das Risiko für Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, kurz: HCC) halbiert.

Beinahe gleichzeitig ereilte jedoch die weltweit große Gemeinde der Kaffeetrinker die Hiobsbotschaft, daß man einen krebserregenden Stoff im Kaffee entdeckt hat, der kurioserweise gerade das Leberkrebsrisiko erhöhen soll.

Bei dieser Substanz handelt es sich um Furan, einen flüchtigen Aromaten, der durch die Röstung entsteht, also im rohen Kaffee nicht enthalten ist, und der im Tierversuch in höherer Dosierung Leberkrebs verursachte.

Aha. Also, was nun? Ist eines der beiden Ergebnisse das Produkt einer Verschwörung entweder der Kaffee-Industrie oder der Kaffee-Gegner? Oder stimmt beides, und nur die Betrachtungsweise ist einmal wieder ungenau?

Daß durch Röstung des Kaffees Furan entsteht, ist eine unzweifelhafte Tatsache, die auch schon seit 1938 bekannt ist. Daß Furan in höheren Dosierungen karzinogen wirkt, ebenfalls.

Noch nicht so recht klar allerdings ist, was nun die höhere Dosis ist, die zu Krebs führen könnte.

Derzeit nimmt man an, daß die maximale täglich duldbare Aufnahmemenge bei 2 µg pro Kilogramm Körpergewicht liegt.

Eine große Rolle für den Furangehalt im aufgebrühten Kaffee spielt die Brühmethode. Da es sich um einen sehr flüchtigen Stoff handelt, geht um so mehr davon während des Brühens verloren, je offener das Brühsystem ist. Eine konventionelle Kaffeemaschine produziert also Kaffee mit geringerem

Furangehalt als ein moderner Vollautomat mit einem vollkommen geschlossenen System.Messungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe haben ergeben, daß der angenommene Grenzwert von 2 µg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag von einem 75 kg schweren Menschen mit 91 Tassen Kaffee aus Pulverkaffee (13,6 l), 48 Tassen löslichem Kaffee (7,1 l) oder 23 Tassen Espresso (3,4 l) erreicht würde.

Das sind nun Mengen, die kein Mensch erreicht, beziehungsweise die jeden Menschen auch ohne Furan relativ schnell umbringen würden (die letale Dosis von Koffein liegt bei etwa 100 Tassen Kaffee für einen erwachsenen Menschen).

In Anbetracht der Tatsache allerdings, daß es bisher wirklich keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen mäßigem Kaffeekonsum und Krebsrisiko gibt, scheint dies nur dann eine Relevanz zu haben, wenn man auch sonst viele Röststoffe zu sich nimmt, die viel Furan enthalten.

Kaffee-Ersatz ist in dieser Hinsicht nicht hilfreich, da auch er ja Röststoffe und damit Furan enthält.

Will man aus Studien einen Zusammenhang zwischen hohem Kaffeekonsum und erhöhtem Krebsrisiko lesen, muß man dazu sagen, daß Menschen, die mehr als vier bis fünf Tassen Genußkaffee pro Tag trinken, auch sonst eher ungesund leben und außer dem Kaffee auch noch eine Menge anderer Risikofaktoren für Krebs aufweisen.

Bei dem Ergebnis, daß maßvolle Kaffeetrinker länger leben, wurden diese Faktoren natürlich herausgerechnet.

Ebenfalls durch die Röstung entsteht Acrylamid, das seit einigen Jahren als nicht nur neurotoxisch, sondern auch krebserregend stark in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist.

Auch hier ist einigermaßen unzweifelhaft, daß Acrylamid in höheren Dosierungen wohl karzinogen wirkt, aber ebenso ist bisher nicht klar, wie hoch die Dosierung sein muß, um tatsächlich Krebs beim Menschen hervorzurufen.

Betrachtet man jedoch die Acrylamidmengen in Lebensmitteln, stellt man fest, daß Kaffee nicht die Hauptquelle für diese Substanz ist. Kartoffelchips, Pommes Frites und Knäckebrot enthalten im Schnitt weit mehr Acrylamid als Kaffee.

Konkret bedeutet das, daß eine große Tasse Kaffee uns im Schnitt mit 4 µg Acrylamid beglückt, während eine 175 g Tüte Chips gleich mit 90 µg aufwartet.

Man darf also vermuten, daß auch hinsichtlich des Risikofaktors Acrylamid nicht Kaffee das Problem ist.

Ein weiteres potentielles Karzinogen in Kaffee ist Ochratoxin A, ein Schimmelpilz, der Getreide, aber auch

Obst und Gemüse sowie Gewürze, Kaffee und Kakao befallen kann. Ochratoxin ist nieren- und leberschädigend, wirkt neurotoxisch und gilt als möglicherweise krebserregend (bisher bei Tieren eindeutig erwiesen). Als maximal tolerierbare Menge für den Menschen wurde eine wöchentliche Aufnahme von 120 ng pro Kilogramm Körpergewicht definiert. Der beobachtete durchschnittliche wöchentliche Verzehr von Ochratoxin durch Nahrungsmittel liegt in verschiedenen europäischen Ländern zwischen 15 und 60 ng pro Kilogramm Körpergewicht. Testungen von Röstkaffee ergaben, daß ökologisch erzeugter Kaffee mehr mit Ochratoxin belastete Proben aufwies als konventionell erzeugter (42% der Proben des ökologisch erzeugten und 32% der Proben des konventionell erzeugten Röstkaffees). Allerdings war die durchschnittliche Belastung bei den ökologisch erzeugten Kaffees niedriger als bei den konventionell erzeugten.

Bei löslichem Kaffee ist die Belastung deutlich höher, liegt jedoch wie bei Röstkaffee immer noch unter dem derzeit geltenden Höchstwert.

Über die tatsächlichen Auswirkungen dieser drei genannten potentiellen Karzinogene im Kaffee ist bisher im Grunde nicht wirklich genug bekannt, um sichere Grenzwerte zu bestimmen oder eindeutige, verläßliche Aussagen über ihre tatsächliche Gefährlichkeit zu machen.

Sicher ist, daß keine dieser Substanzen neu ist und daß der Mensch ihnen vermutlich während seiner gesamten Entwicklungsgeschichte immer einmal mehr und einmal weniger ausgesetzt war – die Schimmelbelastung früher war höchstwahrscheinlich deutlich höher als sie es heute ist, und Röststoffe und somit Furan und Acrylamid in der Nahrung führen wir uns spätestens zu, seit wir gelernt haben, Brot zu backen und Gerste für Malz zu darren.

Betrachtet man all dies objektiv, kann man wohl feststellen, daß in Hinsicht auf das Krebsrisiko regelmäßiger moderater Kaffeegenuß (bis zu vier Tassen pro Tag) kaum ins Gewicht fallen dürfte, was auch in sämtlichen groß angelegten Beobachtungsstudien deutlich wird.

Ganz im Gegenteil gibt es eine Reihe von Studien und Beobachtungen, wie die anfangs erwähnte Studie, die ein erniedrigtes Risiko für Leberkrebs belegt, die zeigen, daß Kaffeekonsum ohne begleitende ungesunde Angewohnheiten wie Rauchen das Risiko für verschiedene Krebsarten sogar zu verringern scheint.

Dies führt man auf den relativ hohen Gehalt an Antioxidantien zurück

Hinsichtlich des Risikos für Nierenkrebs etwa scheinen Kaffeetrinker im Vorteil gegenüber Konsumenten von grünem Tee zu sein: Die speziell im Kaffee enthaltenen Antioxidantien sind hier offenbar wirksamer als die berühmten Antioxidantien des grünen Tees.

Auch im Hinblick auf das Risiko für Brustkrebs, Dickdarm- und Blasenkrebs zeigen sich positive Effekte des Kaffees.

Entscheidend ist, daß man auf eine gute Kaffeequalität achtet, die keine beziehungsweise nur geringe Ochratoxinbelastung aufweist und schonend verarbeitet wurde. Auch sollte man auf fertige Kaffee-Mischgetränke verzichten sowie auf Kaffee aus Kapselautomaten – letzteres allein schon aufgrund der enormen Umweltbelastung. Ebenso sollte man unbedingt auf Zucker im Kaffee verzichten – wenn er denn gesüßt sein muß, bitte auf Alternativen wie Xylit und Erythrit zurückgreifen.

Abgesehen von der Frage, ob Kaffee nun das Krebsrisiko erhöht oder nicht, bestehen seit Jahren verschiedene andere Bedenken hinsichtlich des Gesundheitswertes von Kaffee.

Wie eingangs gesagt, Kaffee trinkende Nichtraucher haben ein insgesamt geringeres Krankheits- und Sterberisiko.

Abgesehen von verschiedenen Antioxidantien und dem Vitamin Niacin (Vitamin B3) ist bekanntermaßen Koffein der bedeutendste – und auch umstrittenste – Inhaltsstoff von Kaffee.

Um es vorweg zu sagen – ja, natürlich kann Koffein abhängig machen. Das kann jedoch auch das Internet. Dennoch würde niemand, der in diesem Augenblick das hier liest, deswegen auf das Internet verzichten, und deswegen wäre man auch nicht schon süchtig danach.

Das gleiche gilt für ein Glas Wein, Schokolade und sogar Sport. Die Dosis macht das Gift.

Gewiß gibt es in unserer Gesellschaft unerfreulich viele Menschen, die aufgrund von Leistungsdruck oder anderen Lebensumständen große Mengen Kaffee oder anderer koffeinhaltiger Getränke konsumieren. Und selbstverständlich wirkt sich das negativ auf deren Gesundheit aus.

Auch ist richtig, daß bei Leuten, die gewohnheitsmäßig ihre vier bis fünf Tassen Kaffee am Tag trinken, ein Gewöhnungseffekt eintritt: Die Koffeinwirkung ist nicht mehr so stark.

Bedenklich wird es, wenn man beginnt, seinen Kaffeekonsum daraufhin zu steigern. Wenn man ohne seine Tasse Kaffe einfach nicht leistungsfähig ist. Wenn man nach einem Tag ohne Kaffee tatsächlich Entzugserscheinungen verspürt: Besondere Müdigkeit, Kopfschmerzen, allgemein verringerte

Leistungsfähigkeit, Angst, Übelkeit, Schlaflosigkeit.

Diese Erscheinungen klingen innerhalb einer Woche wieder ab, sollten allerdings als Warnzeichen dafür genommen werden, seinen Koffein-Konsum einmal zu überdenken.

Koffein ist ein sogenanntes Methylxanthin. Das bezeichnet eine Gruppe von Substanzen, zu der auch Theobromin und Theophyllin zählen. Theobromin ist der anregende Stoff im Kakao, und Theophyllin kennen Asthmapatienten vermutlich als Arzneistoff gegen Bronchialasthma.

Koffein kommt außer in Kaffee auch in Tee vor (früher fälschlich als Tein, Teein oder Thein bezeichnet) sowie in Mate, Guarana, Cola und in geringer Menge auch im Kakao.

Der Haupt-Wirkmechanismus von Koffein besteht darin, daß es als Antagonist, also als Gegenspieler der Adenosin-Rezeptoren im Körper wirkt. Adenosin blockiert die Ausschüttung von anregenden Botenstoffen wie Dopamin, Acetylcholin und Noradrenalin. Werden die Adenosinrezeptoren durch Koffein gehemmt, wird die Wirkung des Adenosins verhindert und die anregenden Botenstoffe können weiter ausgeschüttet werden. Müdigkeitserscheinungen verschwinden, Konzentrationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Lernfähigkeit steigen, sogar die motorischen Fähigkeiten verbessern sich, und die Stimmung kann aufgehellt werden.

Bei Überdosierung kann es zu negativen Erscheinungen wie Zittern, Unruhe, Übelkeit, Nervosität, Schlafstörungen kommen. Ab wann es zu solchen Erscheinungen kommen kann, ist individuell sehr unterschiedlich, da die Verarbeitung von Koffein beziehungsweise die Geschwindigkeit, mit der der Körper Koffein abbaut, genetisch bedingt zu sein scheint.

Aus eigener Erfahrung und aus Berichten von Heilpraktikern weiß ich, daß es tatsächlich Menschen gibt, die Kaffee überhaupt nicht vertragen und die bereits nach einer Tasse Herzrasen bekommen. Ob das auf das Koffein zurückzuführen ist oder auf eine irgendwie allergische oder pseudo-allergische

Reaktion auf andere Inhaltsstoffe des Kaffees, ist nicht immer direkt klar, denn manche Menschen vertragen zwar größere Mengen Koffein problemlos, jedoch nicht in Form von Kaffee.

Wirklich extreme und bisweilen sogar bedrohliche Überdosierungen von Koffein kommen allerdings wohl häufigerdurch den Genuß von Energy-Drinks zustande als durch Kaffeekonsum.

Ein großes Streitthema ist die entwässernde Wirkung von Koffein beziehungsweise Kaffee.

Entzieht Kaffee dem Körper nun Wasser oder nicht? Muß man pro Tasse ein Glas Wasser extra trinken? Oder kann man Kaffee zur täglichen Flüssigkeitsaufnahme hinzuzählen?

Wissenschaftliche Tatsache ist, daß Koffein die Durchblutung der Nieren steigert und so die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate steigert. Einfach ausgedrückt, die Niere filtert mehr Flüssigkeit. Dies jedoch ist nur ein vorübergehender Effekt, der bei regelmäßigem Kaffeekonsum nachläßt. Im Schnitt scheiden Kaffeetrinker 84% der täglich aufgenommenen Flüssigkeitsmenge wieder aus, während es bei Nicht-Kaffeetrinkern im Schnitt 81% sind.

Das, was eventuell mehr ausgeschieden wird, ist jedoch extrazelluläre Flüssigkeit, also Flüssigkeit außerhalb der Körperzellen. Kaffee entzieht kein Wasser aus dem Intra-Zellulärraum, also aus dem Inneren der Zellen.

Die derzeitige Meinung lautet daher, man könne Kaffee zur täglichen Flüssigkeitszufuhr dazurechnen und brauche nicht noch extra Wasser für jede Tasse Kaffee zu trinken.

Ich persönlich tue es trotzdem, weil ich mich damit deutlich besser fühle, und ich empfehle auch jedem, es ebenfalls zu tun. Ein Mensch mit gesunden Nieren läuft in unserer heutigen Gesellschaft kaum Gefahr, zu viel Wasser zu trinken, und ohne Wasser kann der Körper nun einmal nicht entgiften.

Eine gewisse Vorsicht sollte man walten lassen, wenn man zu Mangelerscheinungen neigt oder Resorptionsstörungen hat. Kaffee kann die Aufnahme von Calcium, Magnesium und Eisen hemmen und den Magnesiumspiegel senken. Bei ausreichender Zufuhr und Resorption wird dies problemlos ausgeglichen, sofern man keine extremen Mengen Kaffee trinkt. Bestehen jedoch Resorptionsstörungen oder Mangelerscheinungen, sollte man im Zweifel lieber auf Kaffee verzichten oder seinen Konsum zumindest deutlich einschränken.

Wie sieht es nun mit Herz-Kreislauferkrankungen und Kaffee aus? Lange Zeit wurde ja propagiert, daß Herzkranke nur entkoffeinierten Kaffee trinken sollten.

Der Genuß einer Tasse Kaffee führt zunächst zu einer Erweiterung der Blutgefäße und Atemwege, was anfänglich Blutdruck und Atemfrequenz senkt und zu Entspannung führt. Erst nach etwa 15 Minuten kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks. Im Experiment hat man nicht an Koffein gewöhnten Personen 250 mg Koffein gegeben, was innerhalb von ein bis drei Stunden zu einem Blutdruckanstieg von 10-14 mmHg systolisch und 7-10 mmHg diastolisch führte. Dies entspricht einer Kaffeemenge von etwa 250 ml wirklich starkem Kaffee (oder 5 Espressi) auf einen Schlag.

Bei wiederholter Koffeinaufnahme entwickelt der Körper jedoch eine Toleranz, so daß der Blutdruck nur noch wenig oder überhaupt nicht mehr erhöht wird. Diese Toleranz unterliegt starken individuellen Schwankungen, wie überhaupt die Reaktion auf Koffeinzufuhr.

Eigene Erfahrung: Mein Blutdruck läßt sich nicht die Bohne von Kaffeegenuß beeindrucken …

Wer unter Bluthochdruck leidet, sollte ganz einfach nachmessen, ob und wie er oder sie auf Koffein reagiert:

Steigt der Blutdruck tatsächlich an, lieber auf Koffein verzichten. Steigt er nicht an, nur auf vermehrte Espresso-Zufuhr verzichten.

Warum?

Kaffee enthält die beiden Diterpene Cafestol und Kahweol. Beide Substanzen haben erfreulicherweise entzündungshemmende sowie antikarzinogene Eigenschaften, sind also an sich gut. Allerdings können sie zu einem Anstieg des Cholesterinspiegels führen, da sie den Abbau von Cholesterin zu Gallensäure zu hemmen scheinen. Gemessen wurden Anstiege des Cholesterinspiegels von 8% bei Männern und 10% bei Frauen.

Cafestol und Kahweol werden durch Kaffeefilter zu 80% herausgefiltert – Espresso jedoch, der ja nicht gefiltert wird, enthält die volle Menge dieser Substanzen.

Wer also Bluthochdruck und eventuell bereits einen hohen Cholesterinspiegel hat, sollte lieber auf Espresso verzichten und auch den Genuß von Filterkaffee nicht übertreiben – Grüner Tee oder Jiaogulan-Tee sind hier wohlschmeckende Alternativen, die nebenbei Blutdruck und Cholesterinspiegel senken können.

Eine weitere positive Wirkung von Koffein besteht in der Hemmung der Thrombozytenaggregation. Anders gesagt, Koffein kann signifikant das Verklumpen der Blutplättchen hemmen. Dies scheint mit dafür verantwortlich zu sein, daß regelmäßiger moderater Kaffeegenuß das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen insgesamt senkt.

Herzrhythmusstörungen scheint Kaffee nur bei besonders empfindlich auf Koffein reagierenden Personen, bei Menschen mit einer Histaminintoleranz beziehungsweise bei Unverträglichkeit irgendwelcher anderer Bestandteile der Kaffeebohne oder bei extrem hohem Konsum (9 und mehr Tassen pro Tag) hervorzurufen.

Auch in Hinblick auf ein erhöhtes Osteoporose-Risiko scheint Kaffee eher kein besonders entscheidender Faktor zu sein. Hier sind mehr der allgemeine Ernährungszustand sowie sportliche Betätigung wesentliche Faktoren. Die Beobachtung meines persönlichen Umfeldes jedenfalls bestätigt, daß Kaffeetrinkerinnen jenseits des 75. Lebensjahres keineswegs mehr unter Osteoporose leiden als Nicht-Kaffeetrinkerinnen.

Kaffee ist mit einem ph-Wert von etwa 5 sauer, und wie andere säurehaltige Getränke kann er bei Menschen, die unter Reflux-Krankheit leiden, zu Sodbrennen führen. Daß er jedoch grundsätzlich bei jedem und immer zu Sodbrennen führt oder die Magenschleimhaut reizt, ist ein Mythos.

Jahrzehntelange Beobachtungen sowie gezielte Versuche und Untersuchungen konnten nicht bestätigen, daß Kaffee die Ursache für Gastritis oder gar die Entstehung eines Magengeschwürs ist. Vielmehr kann er bei Personen mit bereits empfindlichem Magen zu vermehrten Beschwerden führen.

Wer also zu Sodbrennen oder Magenbeschwerden neigt, sollte beobachten, ob Kaffeegenuß die Beschwerden verstärkt. In diesem Fall sollte man natürlich die Finger von Kaffee lassen und zu Alternativen wie dem oben genannten Jiaogulan-Tee greifen.

Die gefäßerweiternde Wirkung von Koffein kann dazu beitragen, daß migräneartige Kopfschmerzen sich durch Kaffeegenuß ebenso bessern wie Asthma. Auch diese beiden Phänomene kann ich aus eigenen Beobachtungen bestätigen. Insbesondere bei migräneartigen Kopfschmerzen hat es sich allerdings als besonders wichtig erwiesen, zunächst ein großes Glas Wasser zu trinken, bevor man zum Kaffee greift.

Einen besonders deutlichen Effekt hat Kaffee auf das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Während Kaffee bei bereits an Diabetes erkrankten Personen den Blutzuckerspiegel ungünstig beeinflußt, senkt der Genuß von vier bis fünf Tassen Kaffee pro Tag bei gesunden Personen das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 30%.

Schwarztee zeigte in Studien denselben Effekt, während grüner Tee sich in Hinsicht auf das Diabetes-Risiko als wirkungslos erwies.

Verschiedene Studien zu diesem Thema haben verschiedene Wirkmechanismen aufgezeigt, die für diese positive Wirkung des Kaffees verantwortlich sein können. Die jüngsten Untersuchungen haben sich auf die Chlorogensäure konzentriert, ein bekanntes Antioxidans, das vor DNA-Schäden schützt. Da man Chlorogensäure für die Säurewirkung des Kaffees verantwortlich macht, sind Kaffeeröster bestrebt, den Säuregehalt der Kaffeebohnen durch Rösten so weit wie möglich abzusenken, um den Kaffee bekömmlicher zu machen.

Allerdings scheint gerade Chlorogensäure sich besonders günstig auf den Blutzuckerspiegel auszuwirken. Im Experiment wiesen Probanden nach Einnahme von Chlorogensäure-Extrakten aus grünem (ungeröstetem) Kaffee wesentlich niedrigere Blutzuckerspiegel auf als ohne den Extrakt. Zu Magen-Darmproblemen kam es dabei nicht.

Dieser positive Effekt von Kaffee auf den Blutzucker von Nicht-Diabetikern ist natürlich auch in Hinsicht auf die Krebsprävention interessant: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, der zu Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes führt, erhöht gleichzeitig auch das Krebsrisiko drastisch. Gelingt es also, den Blutzuckerspiegel gleichmäßig niedrig zu halten und das Diabetes-Risiko zu senken, senkt man gleichzeitig auch das Krebsrisiko.

Konkret kann man für den gesundheitsbewußten Verbraucher daraus folgendes schließen:

  • Kaffee ist ein Genußmittel, kein Getränk, um den Durst zu löschen. Wie bei allen Genußmitteln gilt: Dosis und Qualität machen das Gift.
  • Wer Kaffee mag und genießt, ihn gut verträgt und nicht von der Koffeinwirkung abhängig ist, tut sich bei insgesamt gesundheitsbewußter Lebensweise mit bis zu vier oder fünf Tassen qualitativ hochwertigem Kaffee (schonend geröstet und am besten konventionell aufgebrüht) am Tag etwas Gutes.
  • Überprüfen Sie für sich, ob Sie vom Koffein abhängig sind. Wenn Kaffee für Sie nur Mittel zum Zweck ist, um in die Gänge zu kommen und leistungsfähig zu sein, finden Sie den Grund dafür, warum das so ist, und suchen Sie Alternativen. Da die Koffeinwirkung mit der Zeit nachläßt, muß man die Dosis steigern, um überhaupt noch einen Effekt zu erzielen, und das wird auf Dauer keinesfalls gesund sein.
  • Genießen Sie Espresso in Maßen, nicht in Massen. Ein Genuß-Espresso nach dem Essen ist etwas Wunderbares, aber ein Espresso nach dem anderen, um sich aufzuputschen, ist fatal.
  • Verzichten Sie auf vorgefertigte Kaffee-Getränke wie Instant-Cappuccino und Kaffee-Zubereitungen aus dem Kühlregal. Sie enthalten jede Menge ungesunde, unnötige Zusatzstoffe, Zucker und schlechte Fette. Wenn Sie gern Cappuccino trinken, machen Sie ihn selbst: Es gibt im Handel sehr günstige, einfache Milch-Aufschäumer in allen möglichen Variationen.
  • Verzichten Sie auch auf regelmäßigen Genuß von Cappuccino-, Frappuccino- und ähnlichen Kreationen bekannter Coffee-Shop-Ketten. Ein solches Getränk enthält meistens so viele Kalorien wie eine ganze Mahlzeit, und die setzen sich zudem auch noch aus jeder Menge Zucker und schlechten Fetten zusammen, gewürzt mit Aromastoffen. Werden Sie kreativ: Mit gutem Kaffee, einem einfachen Milchaufschäumer, Kakaopulver, Gewürzen, Xylit oder Erythrit oder ein bißchen Honig und Fantasie können Sie zu Hause sehr viel preiswerter und gesünder mindestens ebenso leckere Kaffee-Kreationen zaubern.
  • Frauen, die unter Eisenmangel leiden, sollten darauf achten, Kaffee nicht im Übermaß und nicht zu Mahlzeiten zu trinken, sondern im Abstand von ca. 1 Stunde vor und 2 Stunden nach einer Mahlzeit, da Kaffee die Eisenaufnahme aus der Nahrung hemmt.

Hat dieser Artikel Sie nun ermutigt, sich gelegentlich ein Täßchen Genußkaffee zu gönnen, das Sie sich bisher vielleicht aus gesundheitlichen Bedenken versagt haben?

Oder hat er Sie nachdenklich gemacht und dazu bewogen, Ihren Kaffeekonsum beziehungsweise Koffeinkonsum einmal zu überdenken?

Oder haben Sie sogar schon einmal eine Koffein-Sucht überwunden und können uns Ihre Geheim-Tips verraten, wie man diese Sucht überwinden und auch ohne Koffein munter werden kann?

Teilen Sie uns Ihre Kaffee-Gedanken und Geheimnisse mit!

Vielleicht ist hier sogar jemand, der uns berichten kann, wie grüner Kaffee schmeckt?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung Ihrerseits!

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