Enzyme

Enzyme

Irgendwann in den 80er Jahren wurden Katalysatoren für Autos zum großen Thema.

Heute eine Selbstverständlichkeit, über die niemand mehr ein Wort verliert und die auch aus dem Gedächtnis der meisten Menschen entschwunden sein dürfte, war es damals ein großes Ding, ob man ein Auto mit Kat hatte oder nicht, oder mit geregeltem Kat oder ungeregeltem.

Als ich letztens einer Achtzehnjährigen gegenüber eine Bemerkung über Auto und Katalysator fallen ließ, erntete ich einen schläfrigen Blick und ein verwirrtes „Häh?!? Was für’n Ding??“

Seien wir ehrlich – auch wenn jeder damals vollmundig über Autos mit oder ohne Kat oder geregelten und ungeregelten diskutierte und über bleifreies Benzin oder verbleites: Wußte man eigentlich wirklich, worüber man da redete?

Ich erinnere mich durchaus lebhaft, daß jeder Erwachsene, den ich damals fragte, was denn ein Katalysator sei, herumdruckste und irgendetwas von „da werden die Abgase umweltfreundlicher“ nuschelte.

Nur meine Chemielehrerin druckste nicht, sondern erklärte. Leider ohne Erfolg, denn sie konnte nicht gut erklären.

Doch dann kam Dieter, der Freund meiner Klavierlehrerin, seines Zeichens Chemiker (aber kein Lehrer) und ein begnadeter Erklärer.

Seit dem weiß ich, wie eine Redoxreaktion abläuft und was ein Katalysator ist.

Die Redoxreaktion ist an dieser Stelle nicht so wichtig, aber der Katalysator.

Was der mit Krebs zu tun hat?

Eine Menge.

Und nicht etwa, weil die umweltunfreundlichen Autoabgase durch ihn weniger krebserregend geworden wären.

Nein, es geht gar nicht um den Katalysator im Auto, sondern um die Katalysatoren in unserem Körper: Enzyme.

Seien wir wiederum ehrlich – ähnlich wie beim Fahrzeugkatalysator hat zwar irgendwie jeder davon gehört, daß wir viele Enzyme im Körper haben und daß sie wichtig sind, aber warum sie wichtig sind und was exakt sie eigentlich tun, weiß so recht niemand ganz genau.

Obwohl irgendwann in den 90er Jahren eine Art Enzym-Boom ausgebrochen ist, der, wie jeder Boom in der Gesundheitsbranche, ewige Gesundheit, Jugend und Heilung von allem versprach.

Und wie jeder Boom ist auch dieser wieder auf ein Normalmaß abgeebbt. Normalmaß heißt: Man weiß um die enorme Wichtigkeit der Enzyme, hat sie inzwischen auch besser erforscht und kann gezielt mit ihnen arbeiten, hat aber auch verstanden, daß sie nicht das ersehnte Allheilmittel sind.

Mein erster Kontakt mit Enzymen fand irgendwann um 1992 statt, als meine Tante sich aufgrund der Taubheit meines Onkels heiser geschrien hatte. Nachdem sie wochenlang am Telefon nur unverständliches Krächzen produziert hatte, posaunte sie irgendwann mit geheilten Stimmbändern ein begeistertes Loblied auf Enzyme in die Telefonmuschel, das sich bis heute in mein Gehirn gegraben hat und beim Wort „Entzündung“ sofort in dicken roten Lettern „Enzyme!“ vor meinem inneren Auge aufleuchten läßt.

Heutzutage weiß jeder Profisportler und fast jeder Hobby-Sportler, daß Enzyme den Heilungsprozeß enorm beschleunigen, wenn man sich eine Verletzung zugezogen hat.

Nur – warum?

Zurück zum Katalysator.

Ein Katalysator ist ein Stoff, der die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion beschleunigt oder die Reaktion überhaupt erst in Gang setzt, ohne dabei selbst verbraucht zu werden.

Im Falle des Fahrzeugkatalysators bedeutet dies, daß die Abgase durch den Katalysator von schädlichen Verbindungen wie Kohlenstoffmonoxid zu weniger giftigem Kohlenstoffdioxid und Stickstoff umgewandelt werden. Die Abgase werden durch einen Wabenkörper aus Keramik gejagt, auf den die Substanzen aufgebracht sind, die diese Reaktionen hervorrufen, ohne bei diesem Vorgang selbst verbraucht zu werden.

Im Körper werden nun die biochemischen Prozesse des Stoffwechsels durch Enzyme in ähnlicher Weise beeinflußt wie die Autoabgase durch den Katalysator. Ohne Enzyme geht nichts, weder Verdauung noch die Vervielfältigung der Erbinformation (DNA).

Vereinfacht ausgedrückt schieben sie Stoffwechselprozesse an, die sonst viel zu viel Energie benötigen würden, um in Gang zu kommen (und die ohne Enzyme teilweise überhaupt gar nicht in Gang kommen würden). Dabei sind sie sehr spezifisch, das heißt, nicht jedes beliebige Enzym kann jeden Stoffwechselvorgang ins Rollen bringen. Und natürlich liegen sie nach Ablauf des Vorgangs wieder in ihrer Ausgangsform vor, wie der Katalysator im Auto.

Damit erklärt sich beispielsweise sehr simpel, warum Enzyme Heilungsprozesse beschleunigen: Sie schieben ganz einfach die körpereigenen Aufräumkommandos und Reparaturtruppen an.

Fast alle Enzyme sind Proteine.

Das hat zweierlei Bedeutung für uns – nämlich erstens, daß dem Körper immer genügend Eiweiße zur Verfügung stehen müssen, um alle seine Baustoffe und Helferlein herstellen zu können, und zweitens, daß Enzyme hitzeempfindlich sind.

Der erste Punkt wurde im Kapitel Eiweiße ja bereits eingehend behandelt.

Der zweite Punkt liegt eigentlich auf der Hand, wenn man ein Ei betrachtet: Schon bei geringer Hitze gerinnt es, und wer schon einmal echte Mousse au Chocolat gemacht hat weiß, daß die Schokoladencreme sehr leicht zu geschmolzener Schokolade mit Ei-Einlage wird.

Enzymen ergeht es keineswegs besser. Nur – weil sie so klein sind, bekommen wir es meistens nicht wirklich mit, wenn sie durch Hitze denaturiert werden.

Vielleicht hat schon einmal jemand bemerkt, daß er oder sie auf frische Ananas reagiert hat, nicht aber auf Dosen-Ananas. Das liegt daran, daß die Dosen-Ananas nach dem Erhitzen enzymatisch tot ist. Die Eiweißverbindungen, die eine allergische oder pseudo-allergische Reaktion bei uns hervorrufen, sind zerstört, und daher reagiert unser Immunsystem nicht.

Nun könnte man sagen, daß Enzyme, auf die man allergisch reagiert, ja auch nicht viel taugen können. Doch das ist falsch herum gedacht. Wenn wir allergisch reagieren, ist nicht mit den Enzymen etwas verkehrt, sondern mit unserem Organismus, der etwas als Feind betrachtet, das eigentlich ein Freund ist.

Sie kennen vielleicht die enzymatische Wirkung von Ananas, Mangos oder Kiwis auch aus anderem Zusammenhang: Gelatine wird nicht fest, wenn sie mit roher Ananas oder Mango zusammenkommt, und Kiwis bewirken, daß Milchprodukte einen bitteren Geschmack bekommen. Das liegt daran, daß diese Enzyme proteolytisch sind, das heißt, sie zerlegen Eiweiße.

Meine Tante, die ihre heiser gebrüllten Stimmbänder mit Enzymen kuriert hat, hat sich mit enormen Mengen davon vollgestopft, die bei vielen Leuten, die ich kenne, eine Revolution im Magen-Darm-Trakt auslösen würden. Doch meine Tante hatte überhaupt kein Problem damit. Sie ist nämlich seit ihrem sechsten Lebensjahr Typ-I-Diabetikerin und achtet bereits seit über siebzig Jahren auf ihre Ernährung. Zucker kommt ihr nicht in die Tüte, auch nicht, wenn sie Insulin spritzt, und sie ißt nur frisch zubereitete Speisen aus frischen, möglichst unverarbeiteten Nahrungsmitteln. Unter anderem jede Menge Gemüse. Die einzige Form, in der sie Zucker zu sich nimmt, ist frisches Obst. Man kann wohl sagen, sie ist an beträchtliche Mengen von Enzymen gewöhnt. Wahrscheinlich ist ihr auch deswegen niemals widerfahren was den meisten Diabetikern allerspätestens nach siebzig Jahren, meistens schon viel eher, passiert: Neuropathien, Erblindung, amputierte Füße oder gar Beine, versagende Nieren.

Enzyme sind in großer Menge in allem Obst und Gemüse vorhanden, weil sie diejenigen sind, die zu verantworten haben, daß die Fortpflanzung von Früchten überhaupt stattfindet. Das Fruchtfleisch ist ja nur die Hülle für die Samen, und Enzyme sorgen dafür, daß dieses Fruchtfleisch allmählich zersetzt wird und die Samen frei gibt.

In der Technik und Biotechnik macht man sich enzymatische Wirkungen schon lange nutzbar: Die Gerinnung von Milch zu Käse findet durch Lab statt. Lab liefert Enzyme, die die Milch zum Gerinnen veranlassen.

In Waschmitteln wiederum macht man sich die Fett und Eiweiß spaltenden Eigenschaften der Verdauungsenzyme (Proteasen und Lipasen) zunutze, um verkleckertes Fett oder Frühstücksei aus dem Oberhemd entfernen zu können.

Enzyme und Krebs sind ein ziemlich komplexes Thema, ganz einfach deshalb, weil ja Enzyme nun einmal an allen Vorgängen des Lebens beteiligt sind.

Der britische Embryologe John Beard machte vor über hundert Jahren die Beobachtung, daß Krebszellen unter dem Mikroskop wie die Zellen der Plazenta, also des Mutterkuchens, aussehen. Ferner beobachtete er, daß die Plazenta in genau dem Moment das Wachstum einstellt, in dem das Pankreas des Fötus zu arbeiten beginnt.

Er folgerte, daß das Pankreas eine Substanz absondern muß, die das Wachstum der Plazenta bremst. Durch Experimente mit Pankreassaft von jungen Tieren fand er schließlich heraus, daß diese Substanz das Pankreasenzym Trypsin ist. In Versuchen brachte Trypsin, das er aus dem Pankreas von Tieren extrahierte, Tumore zum Schrumpfen. Nach seinem Tod geriet dies für hundert Jahre in Vergessenheit, dann versuchten Forscher, seine Ergebnisse zu duplizieren – leider ohne Erfolg.

Der Grund für den Mißerfolg dürfte vermutlich darin liegen, daß Enzyme äußerst empfindlich sind und sehr schnell ihre Wirksamkeit verlieren. Darüber hinaus ist es bis heute nicht möglich, sie zu synthetisieren. Eine Therapie mit einem hoch dosierten Enzym, das aus tierischen Organen gewonnen werden muß, ist dementsprechend äußerst aufwendig und teuer.

Beard nahm an, daß Krebs entsteht, wenn das Pankreas nicht mehr ausreichend Trypsin produziert: Mangelt es an diesem Enzym, das das Wachstum von Krebszellen hemmt, können diese sich ungestört ausbreiten. Substituiert man also Trypsin, verschwindet der Krebs.

Die Idee ist verlockend, doch gibt es leider bisher kaum Untersuchungen dazu, und die Erfahrung hat gezeigt, daß Therapien, die in Zellkulturen funktionieren, das im Körper nicht zwangsläufig auch tun.

Dennoch ist die Idee, daß ein Mangel an Pankreasenzymen die Entstehung von Krebs begünstigen könnte, durchaus naheliegend, nicht nur, wenn man davon ausgeht, daß eines der Enzyme das Wachstum von Krebszellen hemmt: Stehen dem Körper zu wenig Verdauungsenzyme zur Verfügung, gerät er im Laufe der Zeit unweigerlich in einen Mangelzustand.

Normalerweise nehmen wir mit unserer Nahrung Enzyme auf, die die Arbeit der körpereigenen Verdauungsenzyme unterstützen. Doch unsere moderne Ernährung, die immer ärmer an unverarbeiteter Frischkost wird, versorgt uns kaum noch mit Enzymen, so daß unser Körper die ganze Arbeit allein bewältigen muß. Und da er vor allem Nahrung bekommt, die ein hohes Aufkommen an Enzymen erfordert, um überhaupt verarbeitet zu werden, liegt es nahe anzunehmen, daß wir unsere Reserven beziehungsweise die Kapazität etwa des Pankreas, Enzyme zu produzieren, allmählich erschöpfen.

So ist es durchaus nicht verwunderlich, wenn Heilpraktiker gerade bei Patienten jenseits des vierzigsten Lebensjahres immer häufiger zu hören bekommen, daß sie beispielsweise Eiweiße nicht gut verdauen und deswegen ihren Eiweißkonsum drastisch herunter geschraubt haben.

Die Ursache ist sehr oft eine nachlassende Magensaft-Produktion, die dann auf Dauer auch eine zu geringe Produktion an Pankreasenzymen nach sich zieht. Ohne Magensaft im Magen und die Pankreasenzyme im Dünndarm können wir keine Eiweiße verdauen.

Eiweißmangel führt aber dauerhaft dazu, daß unser Körper keine Baustoffe mehr hat. Das geht eine ganze Weile gut, weil unser wunderbarer Körper Notzeiten überbrücken kann, indem er einfach da die Eiweiße abzweigt, wo sie entbehrlicher sind als anderswo, um die entstehenden Löcher erstmal zu stopfen.

Irgendwann sind aber die Ersatzteillager leergeräumt, und dann werden wir krank. Zum Beispiel krebskrank, weil das Immunsystem ohne Eiweiße nicht funktioniert, weil die Zellen nicht vernünftig repariert werden können und weil wir obendrein jede Menge Zucker im Körper herumschwimmen haben, der für eine optimale Versorgung von Krebszellen sorgt. Schließlich mußten wir ja den Eiweißmangel in der Ernährung ausgleichen, und das fand allerhöchstwahrscheinlich durch Kohlenhydrate statt.

Es reduziert sich also einmal wieder auf die Ernährung – zu wenig Frischkost und Vitalstoffe bringen zu wenig Enzyme, was irgendwann zu Problemen in der Eiweißverdauung führt, was wiederum schlußendlich zu Krankheit führt.

Ein weiterer Schlüssel zur Krebstherapie durch Enzyme wurde einige Jahrzehnte nach John Beard von dem österreichischen Arzt Max Wolf entdeckt. Dessen Lehrer hatte bereits die Beobachtung gemacht, daß das Blut gesunder Personen in der Lage war, Krebszellen zu zerstören. Das Blut Krebskranker hingegen besaß diese Fähigkeit nicht. Wolf nun fand die Substanz, die dem Blut der Kranken fehlte: Es handelt sich dabei um spezielle Enzyme, Hydrolasen genannt. Das von Beard aufgespürte Trypsin ist nur eines dieser Enzyme.

In langjähriger Forschung erarbeitete Wolf, daß es ein Komplex aus tierischen und pflanzlichen Enzymen ist, der in der Lage ist, Krebszellen zu zerstören. Der gleiche Komplex übrigens, mit dem meine Tante ihre Stimmbandentzündung kuriert hat.

Inzwischen hat man auch noch weitere Wege entdeckt, auf denen Enzyme sich hemmend auf das Wachstum von Tumorzellen auswirken: Ein wichtiger Faktor ist beispielsweise die Entzündungshemmung. Da Entzündungsprozesse im Körper und die damit einhergehenden Erhöhungen von Entzündungsfaktoren im Blut die Entwicklung von Krebs begünstigen, wirkt sich die entzündungshemmende Eigenschaft der Enzyme sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung positiv aus.

Enzyme erhöhen auch unsere körpereigenen Abwehrstoffe gegen Krebs, beispielsweise Zytokine (Signalstoffe) wie Interferon oder TNF (Tumornekrosefaktor).

Ferner lösen sie Fibrin auf, den „Klebstoff“ der Blutgerinnung. Das ist einer der Gründe, warum Wunden unter Enzymgabe schneller heilen: Das Fibrin, das das Blut zum Gerinnen gebracht hat, wird, sobald es seine Aufgabe erledigt hat, schneller aufgespalten und kann somit auch schneller weg geräumt werden. Blaue Flecken etwa entfärben sich dann wesentlich rascher. Tumorzellen nun regen die Bildung von Fibrin an und umgeben sich mit einer Art Hülle daraus, die wie eine Tarnkappe wirkt und die Krebszellen für das Immunsystem unsichtbar macht. Enzyme knacken diese Tarnkappe, so daß die Tumorzellen für die Immunabwehr wieder erreichbar werden.

Wenn Krebsmedikamente an Zellkulturen getestet werden, benutzt man proteolytische Enzyme wie Pepsin oder Chymotrypsin, um zunächst den Fibrinmantel um die Tumorzellen aufzulösen, damit die Medikamente die Zellen überhaupt erreichen. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum manche Mittel im Reagenzglas funktionieren, im Körper jedoch nicht.

Eines der wohl wirksamsten proteolytischen Enzyme aus der Pflanzenwelt für die Auflösung von Fibrin ist Papain, das zudem auch noch den erfreulichen Effekt hat, die Eiweißverdauung zu verbessern. Man schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe – die Eiweißverdauung wird effektiver, so daß mehr Eiweiße für die Immunabwehr zur Verfügung stehen, und zugleich bekommt der Körper Hilfe, um die Krebszellen wieder für die besser versorgte Immunabwehr angreifbar zu machen.

Ähnlich bedeutsam wie Papain ist Bromelain, das Haupt-Enzym der Ananas. Auch Bromelain ist ein proteolytisches Enzym – Sie erinnern sich an die frische Ananas und die Gelatine. Ananas-Enzym ist das, was die Fußballer bekommen, wenn ein Band gerissen oder ein Muskel gezerrt ist, und es ist auch das, was man bei entzündlichen Erkrankungen aller Art einsetzt: Rheuma, chronische Nebenhöhlenentzündungen, Harnwegsinfekte, entzündliche Darmerkrankungen. Antibiotika wirken in Kombination mit Bromelain besser, und mittlerweile hat man auch festgestellt, daß Bromelain sich günstig auf Herz-Kreislauferkrankungen auswirkt, da es der Verklumpung der Blutplättchen entgegenwirkt und das Blut fließfähiger macht.

Und schließlich muß man bedenken, daß viele Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe nur in Verbindung mit Enzymen überhaupt vom Körper aufgenommen und verarbeitet werden können. Nimmt man komplettes Obst und Gemüse zu sich, ist das kein Problem, da dort ja die Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, sekundären Pflanzenstoffe und Enzyme im Gesamtpaket geliefert werden. Das funktioniert aber nur, wenn man sowohl das Obst als auch das Gemüse roh verzehrt. In dem Augenblick, in dem Gemüse oder Obst über 60 Grad erhitzt wird, ist es enzymatisch tot. Von den anderen Mikronährstoffen mag das eine oder andere überlebt haben, was nicht hitzeempfindlich ist, wie die meisten Carotine, oder auch Mineralien oder Spurenelemente. Aber die Enzyme sind hinüber, und ohne die kann unser Körper mit den Mikronährstoffen, die den Kochprozeß überlebt haben, auch nicht mehr so viel anfangen wie er müßte.

Hier noch einmal ein Überblick über die wichtigsten Wirkungsgebiete von Enzymen:

  • Verdauung

  • Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes

  • Verbesserung der Wundheilung

  • verbesserte Heilung oder Linderung von:

    • Entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma

    • Entzündlichen Erkrankungen der Atemwege

    • Entzündlichen Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane

    • Entzündlichen Hauterkrankungen

Den Körper mit genügend Enzymen zu versorgen ist also sowohl in der Krebsprävention als auch in der Krebstherapie unerläßlich.

Erwähnen muß man auch noch die lange herrschende Unsicherheit, ob oral zugeführte Enzyme überhaupt wirksam werden können, da sie als Proteine ja schon im Magen zerlegt werden beziehungsweise, wenn sie in Magensaft resistenter Verpackung eingenommen werden, spätestens im Dünndarm zerlegt und somit unwirksam werden.

Tatsächlich gibt es Enzyme, die im Verdauungstrakt inaktiv werden, doch inzwischen hat man durch spezielle Untersuchungen festgestellt, daß ein Teil der Enzyme eben doch aktiv bleibt.

Was Sie in der praktischen Umsetzung tun können:

  • Achten Sie darauf, einen möglichst großen Anteil an Frischkost in der Ernährung zu haben.

  • Reduzieren Sie Ihren Kohlenhydrat- und insbesondere Ihren Zuckerkonsum.

  • Achten Sie darauf, daß Ihre Eiweißverdauung gut funktioniert. Wenn Eiweiße Ihnen wie Steine im Magen liegen oder wenn Sie unter Sodbrennen leiden, sollten Sie Betain HCl substituieren. Sodbrennen entsteht nicht durch einen Überschuß an Magensaft, sondern einen Mangel: Die Magensäure sollte spätestens einschießen, sobald man zu kauen beginnt, so daß die Nahrung in einen schön mit Verdauungssaft gefüllten Magen plumpst und sofort bearbeitet wird. Ist nicht genug Magensäure vorhanden, bleibt das Essen einfach liegen, weil es ja nicht verdaut werden kann. Irgendwann, mit viel Verspätung, kommt dann häufig doch noch die erwartete Lieferung Magensaft, nur leider wird sie auf den vollen Magen oben drauf gegossen und reizt dann häufig den Magenausgang, so daß die Verschlußklappe undicht wird und die Magensäure in die Speiseröhre hochsteigen kann. Das passiert nicht, wenn schon Magensäure im Magen ist, sobald die Nahrung anrückt.

  • Haben Sie den Eindruck, daß die Eiweißverdauung trotz Betain HCl nicht wirklich besser wird, fügen sie noch Papain hinzu oder nehmen Sie ein Kombi-Präparat, das sowohl Betain HCl als auch Pankreasenzyme enthält.

  • Sollten Sie bereits an Krebs erkrankt sein, nehmen Sie auf jeden Fall zusätzlich Enzyme, egal, ob Sie eine Chemotherapie, eine rein naturheilkundliche oder überhaupt keine sonstige Therapie machen. Insbesondere wenn man sich für eine ketogene Diät entscheidet, die aufgrund des hohen Zuckergehaltes kaum Früchte zuläßt, sind Enzyme im Grunde unerläßlich.

  • Ein guter Weg, Enzyme über die Nahrung zu sich zu nehmen, wenn man eine ketogene Diät macht und Schwierigkeiten hat, genug Obst zu essen, sind mit grünem rohem Gemüse und Gerstengras angereicherte Eiweiß-Smoothies.

  • Eine Enzym-Bombe sind frische Sprossen: Besorgen Sie sich ein Keimglas und machen Sie die Küche zum Gewächshaus. Broccoli, Alfa-Alfa, Radieschen, Kresse ergeben leckere Sprossen, die man frisch und roh im Salat, im Smoothie, als Belag für’s Keto-Brot oder auch über das warme Mittagessen gestreut genießen kann. Achtung: Nicht mitkochen!! Einfach unmittelbar vor dem Verzehr auf das Essen streuen und direkt aufessen.

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