Elemente einer kohlenhydratarmen Ernährung

Elemente einer kohlenhydratarmen Ernährung

An dieser Stelle sollen die „Bausteine“ einer kohlenhydratarmen Ernährung und ihre Bedeutung für den Organismus dargestellt werden. Mit der Frage, ob nun Low-Carb oder komplett No-Carb, fleischhaltig, vegetarisch oder vegan, wird sich in ein gesondertes Kapitel befassen, ebenso mit den Quellen für die beschriebenen Eiweiße und Fette und deren gesundheitliche Aspekte.

Bezüglich einer kohlenhydratarmen oder gar -freien Ernährung werden immer wieder Bedenken laut, es sei nicht nur ungesund, vorwiegend oder sogar fast ausschließlich von Fett und Eiweißen zu leben, sondern man benötige Kohlenhydrate sogar lebensnotwendig, um sich mit essentiellen Zuckern zu versorgen, also Zuckern, die der Körper für Stoffwechselprozesse oder als Baustoffe benötigt, jedoch nicht selbst herstellen kann.

Es ist wahr, daß eine kohlenhydratfreie, ketogen genannte Ernährung, in der der Körper aus Fett gewonnene Ketonkörper statt Zucker verbrennt, ungünstig ist für anaerobe körperliche Anstrengungen. Also Tätigkeiten wie Sprinten oder intensives Krafttraining, bei denen der Körper in Sauerstoffmangel gerät und der Muskel von Verbrennung auf Vergärung schaltet, um weiterhin eine ausreichende Versorgung mit Energie zu gewährleisten.

Aerober Ausdauersport hingegen wie Walking, Joggen oder Wandern funktioniert bei einer ketogenen Stoffwechsellage sogar besonders gut.

Da diese Art der sportlichen Betätigung jedoch bei einer Krebserkrankung ohnehin sinnvoller ist als Sportarten, die den Vergärungsstoffwechsel auch noch fördern und den Organismus mehr belasten als stärken, ist dieser Punkt eher nicht von Bedeutung.

Was die erwähnten essentiellen Zucker angeht, ist bisher zu wenig erforscht, welche Bedeutung sie tatsächlich für unseren Körper haben. Der aktuelle Kenntnisstand legt jedoch nahe, daß ihre Bedeutung höchstwahrscheinlich wesentlich geringer ist als die Bedeutung essentieller Aminosäuren, Fette, Vitamine, Mineralien und sekundärer Pflanzenstoffe.

Alles in allem ist unser Körper problemlos in der Lage, aus Eiweiß die notwendigen geringen Glucosemengen herzustellen, die wir für das Gehirn und die Nervenzellen benötigen, die nicht mit Ketonkörpern allein auskommen.

Anders verhält es sich mit Proteinen, also Eiweiß.

Unser gesamter Organismus, jede Zelle bis hin zu den Zellen des Immunsystems und dem Kollagengerüst unseres Skeletts, ist vorwiegend aus Proteinen aufgebaut.

Während wir Eiweiß normalerweise nicht notwendigerweise zur Energiegewinnung benötigen, ist es jedoch unabdingbar, um unsere Körpermasse aufrecht zu erhalten. Das gilt nicht nur für Muskeln, die bei Eiweißmangel schwinden, sondern auch für jede andere Zelle.

Ohne ausreichend Eiweiß funktionieren weder Reparaturmechanismen an den Körperzellen noch unser Stoffwechsel oder eben das Immunsystem.

Es gibt acht sogenannte essentielle Aminosäuren, also Aminosäuren, die unser Körper nicht aus etwas anderem herstellen kann, sondern die wir uns zuführen müssen, um gesund sein zu können. Diese acht Aminosäuren heißen Leucin, Isoleucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.

Fehlt auch nur eine davon, kann das Getriebe unseres Körpers auf Dauer nicht reibungslos funktionieren.

Nehmen wir als veranschaulichendes Beispiel Tryptophan. Es dient als Vorläufer des bekannten „Glückshormons“ Serotonin, das als Botenstoff im Gehirn unsere Stimmungslage reguliert, aber auch auf das Herz-Kreislaufsystem und den Magen-Darm-Trakt wirkt. Außerdem wird das Schlafhormon Melatonin in unserem Körper aus Serotonin hergestellt.

Zu wenig Tryptophan kann also äußerst weitreichende Auswirkungen haben.

Und so oder ähnlich verhält es sich mit allen der acht essentiellen Aminosäuren.

Nun nehmen wir aber nicht diese Aminosäuren isoliert auf, sondern in Form von Eiweiß, das als Fleisch, Fisch, Milch, Eier, Tofu, Bohnen oder Linsen daherkommt.

Und hier beginnt meistens das Kopfzerbrechen.

Den acht essentiellen Aminosäuren ist es platt gesagt egal, woher wir sie nehmen. Sie kommen in unterschiedlicher Konzentration in all unseren bekannten Eiweißquellen vor.

Unserem Organismus ist es jedoch nicht ganz egal.

Verschiedene Eiweiße oder Proteine haben verschiedene biologische Wertigkeit, das heißt, sie werden unterschiedlich effizient in körpereigenes Protein umgewandelt. Die biologische Wertigkeit gibt an, wie viel Gramm Körpereiweiß durch 100 Gramm Nahrungsprotein aufgebaut werden können.

Naturgemäß haben also Proteine tierischen Ursprungs die höchste biologische Wertigkeit, weil sie unseren Körperproteinen logischerweise bereits ähnlicher sind als etwa das Protein einer Sojabohne.

Hohe Wertigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, daß je höher die Wertigkeit ist, desto weniger von diesem Protein benötigt wird, um den Proteinbedarf des Körpers zu decken.

Es bedeutet jedoch nicht automatisch, daß das entsprechende Lebensmittel an sich wertvoller ist, denn abgesehen von der Qualität des Proteins spielen ja auch noch Faktoren wie der Gehalt an sonstigen Nährstoffen und die Menge an eventuell vorhandenen Schadstoffen eine Rolle.

Ein Stück konventionelles Rindfleisch hat also zwar in Bezug auf seinen Proteingehalt eine höhere Wertigkeit als die vergleichbare Menge Bio-Tofu, dafür jedoch wahrscheinlich eine hohe Belastung mit Antibiotika und Hormonen.

Anders sieht es bei Biofleisch von Tieren aus Weidehaltung oder Wild aus. Dieses Fleisch ist nicht nur eine gute Quelle von Proteinen mit hoher Wertigkeit, sondern enthält auch gute Fette (darunter auch Omega-3-Fette) sowie Vitamine und Mineralstoffe.

Aufgrund der hohen Wertigkeit benötigt man von diesem Fleisch auch keine übertrieben großen Mengen, um einen Teil seines täglichen Bedarfs zu decken.

Das gleiche gilt natürlich auch für Eier und Milchprodukte.

Pflanzliche Eiweißquellen, die alle acht essentiellen Aminosäuren enthalten, sind Soja, Hanf, Lupinen und Chia-Samen. Hanf (Hanföl) und Chia sind zudem hochwertige Quellen für Omega-3-Fettsäuren.

Als günstig hat es sich erwiesen, Lebensmittel mit niedriger biologischer Wertigkeit miteinander zu kombinieren; dadurch erhöht sich ihre Wertigkeit.

Allerdings enthalten einige dieser Kombinationen Lebensmittel, die einen sehr hohen Kohlenhydrat-Anteil aufweisen, etwa die Kombination von Kartoffeln und Ei, was für eine Ernährung, bei der dem Krebs der Zucker entzogen werden soll, nicht sinnvoll ist.

Dies wäre eher für eine präventive Ernährung geeignet.

Das Eiweiß, das bei einer stark kohlenhydratreduzierten Ernährung aufgenommen werden sollte, hat also zum einen die Aufgabe, die geringe Menge an Glucose zu liefern, die das Gehirn, die Nervenzellen und die Netzhaut des Auges benötigen, zum anderen sollte es bei möglichst geringer Schadstoffbelastung gute Baustoffe für gesunde Körperzellen, Muskeln und ein schlagkräftiges Immunsystem liefern.

Der zweite Haupt-Baustein der kohlenhydratarmen Ernährung nun ist Fett.

Auch dieses hat mehrere Aufgaben zu erfüllen: Zum einen dient es als Energielieferant, zum anderen versorgt es den Körper mit den essentiellen Fettsäuren, also den Fettsäuren, die ebenso wie die essentiellen Aminosäuren als Bausteine oder für bestimmte Stoffwechselprozesse benötigt, jedoch vom Körper nicht selbst hergestellt werden können.

Ferner liefert uns Fett die fettlöslichen Vitamine E,D,K und A, die der Körper ohne Fett nicht aufnehmen kann.

Fett als Energielieferant hat gegenüber Kohlenhydraten mehrere Vorteile.

Zum einen wird zur Verarbeitung kein Insulin benötigt, weshalb auch der Blutzuckerspiegel kaum Schwankungen unterliegt und Heißhungerattacken ausbleiben.

Zum anderen hat es eine wesentlich höhere Energiedichte: 1 Gramm Fett hat 9 Kilokalorien, während Kohlenhydrate nur 4 Kilokalorien haben. Man muß also weniger essen, um seinen Energiebedarf zu decken, hat wegen der ausbleibenden Blutzuckerschwankungen ein besseres Sättigungsgefühl und füttert keine Krebszellen.

Zudem hat sich gezeigt, daß Fett der Tumorkachexie, also der ungewollten Auszehrung bei Krebs, besser entgegenwirkt als Kohlenhydrate. Insbesondere der gefürchtete Abbau von Muskelmasse kann dadurch gestoppt oder sogar umgekehrt werden. Fett macht, wenn man es nicht mit zu vielen Kohlenhydraten kombiniert, nicht fett, sondern erstaunlicherweise schlank und muskulös.

Chemisch gesehen unterscheiden sich Fette durch ihre Kettenlänge und ihren Sättigungsgrad. Es gibt kurz-, mittel, und langkettige Fettsäuren sowie gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fette.

Ungesättigte Fette sind fast immer langkettig, während gesättigte Fette sowohl kurz, als auch mittel- und langkettig vorkommen. Die gesättigten Fette in Milch und tierischem Fett sind vorwiegend kurzkettig, natives Kokosöl ist mitttelkettig.

Man kann den Sättigungsgrad eines Fettes daran ablesen, wie fest es im Kühlschrank wird: Die gesättigten Fette Butter und Kokosfett werden fest, einfach und mehrfach ungesättigte Fette wie Olivenöl und Leinöl bleiben flüssig.

Die beiden essentiellen Fettsäuren, die wir lebensnotwendig benötigen, sind Linolsäure (eine Omega-6-Fettsäure) und Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure). Beide sind langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Dabei sollte das Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren idealerweise 1:1 sein, ein Verhältnis von 3:1 jedoch keinesfalls übersteigen, da die beiden Fettsäuren in unserem Körper Gegenspieler mit entgegengesetzten Aufgaben sind, die in Balance bleiben müssen.

Leider ist unsere moderne Ernährung viel zu reich an Omega-6-Fettsäuren, da diese nicht nur häufiger in unserer Nahrung vorkommen, sondern auch häufiger in verarbeiteten Lebensmitteln zum Einsatz kommen, da sie stabiler sind als Omega-3-Fettsäuren und weniger schnell verderben. Einer der Hauptlieferanten dafür ist Sonnenblumenöl, das häufig als „gesundes Pflanzenöl“ angepriesen wird.

Beide Fettsäuren werden im Körper für die Herstellung von Gewebshormonen benötigt, also Botenstoffe im Gewebe, die vielfältige Funktionen übernehmen, etwa bei der Regulation des Blutdrucks.

Omega-6-Fettsäuren sind beispielsweise auch Bestandteil der Haut und fördern die Wundheilung. Ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren jedoch wirkt entzündungsfördernd, verdickt das Blut und kann zu einer Überstimulation des Immunsystems führen, was Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Allergien oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen fördern kann.

Omega-3-Fettsäuren dagegen machen das Blut fließfähiger, senken den Blutdruck und wirken entzündungshemmend.

Sie sind Bestandteil der aus Fett bestehenden Zellmembran, also der Hülle, die jede Zelle umgibt; dort sind sie unter anderem für den Transport von Sauerstoff in die Zelle mit verantwortlich.

Bisher nicht schlüssig bewiesen ist die Annahme, daß ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren ursächlich dafür sein könnte, daß Krebszellen von Zellatmung und Verbrennung auf sauerstoffunabhängige Vergärung umschalten. In Anbetracht der Tatsache jedoch, daß praktische alle Krebspatienten zu niedrige Spiegel an Omega-3-Fettsäuren aufweisen, liegt durchaus der Schluß nahe, daß ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren etwas mit der Krebsentstehung zu tun haben könnte.

Fett und Milch von Wildtieren und artgerecht gehaltenen Weidetieren enthalten Omega-3-Fettsäuren, wohingegen das Fett von Tieren, die mit Silo und Kraftfutter gefüttert werden, praktisch keine Omega-3-Fettsäuren mehr enthält. Dies kann man an Butter aus der Milch von Kühen ersehen, die auf Wildkräuterwiesen gehalten wurden: Diese Butter ist selbst im gekühlten Zustand noch streichfähig, weil der Anteil der ungesättigten Fettsäuren höher ist als in konventioneller Butter.

Unbedingt vermeiden sollte man industriell hergestellte gehärtete Fette.

Dies sind pflanzliche Öle, die man sechs bis acht Stunden lang auf 150-240°C erhitzt. Damit werden aus flüssigen Fetten feste gemacht, die einen höheren Rauchpunkt haben, also höher erhitzbar sind, und sehr lange gelagert werden können, ohne ranzig zu werden.

Hierbei entstehen sogenannte Transfettsäuren, die bereits in sehr geringer Dosierung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes um mehr als 30 Prozent erhöhen, weil sie in die Zellhüllen eingebaut werden und diese starr werden lassen, die Blutfette stärker ansteigen lassen als jedes andere Fett und die Verwertung von Omega-3-Fettsäuren behindern.

Gehärtete Fette finden sich in beinahe allen industriell hergestellten Nahrungsmitteln, die Fett enthalten, sowohl in Frittiertem als auch in Kuchen, Keksen oder Bratfett. Viele vegane Milch-Ersatzprodukte enthalten ebenfalls gehärtete Fette.

Wird auf der Zutatenliste „Pflanzenfett“ deklariert, handelt es sich in der Regel um gehärtetes Fett, es sei denn, es wird ausdrücklich als „ungehärtetes pflanzliches Fett“ angegeben.

Fortsetzung folgt mit Quellen für Eiweiße und Fette und deren Wertigkeit.

 Heilung und Prävention aller Krebsarten. Dr. H. Clark. 782 S. >

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